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Ein historisches Treffen ohne Wiederkehr

Da das Treffen zwischen Honecker und Palme 1984 in Stralsund in diesem Jahr seinen 40. Jahrestag hatte, hielt der Direktor des Stralsunder Stadtarchivs, Dr. Dirk Schleinert, aus diesem Anlass eine Festrede, die er auch der Seniorenakademie 55 Plus Stralsund nicht vorenthielt. Das Stadtarchiv, das Bundesarchiv, das Archiv des Auswärtigen Amtes und das Reichsarchiv Stockholm boten sehr gute Recherchemöglichkeiten. Anlässlich der Beisetzungsfeierlichkeiten des verstorbenen Generalsekretärs der KPdSU Andropow in Moskau nutzte Honecker die Möglichkeit zu einem Gespräch sowohl mit Kohl als auch mit Palme, der seinerseits sein Interesse dazu bekundete. Was am 29. und 30. Juni 1984 stattfand, war, protokollarisch gesehen, kein Staatsbesuch, denn Palme als Ministerpräsident war kein Staatsoberhaupt des Königreiches. Inhalt des Treffens sollten Abkommen im Zoll-, Gesundheits- und weiteren Bereichen sein, ein Konsularvertrag sowie Folgebesuche von Honecker und Treffen auf Ministerebene. Gastgeschenke an die schwedische Delegation waren Bildbände und auch der eine oder andere gute Tropfen, denn in Schweden tut man sich damit sehr schwer. Palme wurde von Honecker pünktlich um 12 Uhr in Peenemünde, das eine historische Bedeutung hat, als Stralsund die Schweden gegen Wallenstein um Hilfe bat, begrüßt . Der Referent berichtete auch über die Absicherung dieses Besuches durch MfS und Polizei. Dabei musste an das kleinste Detail gedacht werden. Man einigte sich betr. des Aufenthaltes im Protokoll auf Stralsund mit einem Ausflug nach Greifswald. Der damalige Stralsunder OB Lehmann begrüßte die hohen Herren vor dem Rathaus. Die Gespräche fanden in der Oberen Ratsstube statt. In der Achtmannskammer aß man zu Mittag, man entschied sich in beiderseitigem Einvernehmen auf ein für diese Situation bescheidenes Menü. Danach erfolgte ein Besuch der Marienkirche mit einem kurzen Orgelspiel. Das Protokoll sah dafür nur 20 Minuten vor. Anschließend besuchten beide Staatsmänner die Barockbibliothek in Stralsund und wurden dort von Prof. Herbert Ewe empfangen. Auch der Räucherboden des Klosters wurde besichtigt. Am 30. Juni fuhren die Delegationen auf Palmes Wunsch nach Greifswald und trafen sich im Konzilsaal der E-M-Arndt-Universität. Palme wählte diese Universität, da sie in der Zeit, als wir zu Schweden gehörten, die älteste Uni Schwedens war. Es ist zu sehen, was das Protokoll für 25 Stunden Aufenthalt im Plan hatte und wie im Grunde genommen jeder einzelne Schritt an den Inhalt angepasst werden musste bzw. nicht übertreten werden durfte. Von Greifswald ging es wieder nach Peenemünde, und Palme kehrte in seine Heimat zurück. Der Palmebesuch reiht sich ein in die Feierlichkeiten zum 750-jährigen Stadtjubiläum Stralsunds. Das zentrale Thema der gemeinsamen Gespräche war der Erhalt des Friedens. Zum Gegenbesuch Honeckers ist es leider aufgrund der Ermordung Palmes am 28. Februar 1986 nicht gekommen. Ein wichtiger Gedanke betr. der Friedenserhaltung vom Palme ist: „Die Gefahr besteht darin, dass die Regierung bewusst falsch handelt.“ Zum ehrenden Gedenken an den schwedischen Ministerpräsidenten trägt der Stralsunder Theatervorplatz seit dem 15. März 1986 seinen Namen. Dr. Schleinert hatte seinen Vortrag mit Bildern, Zeitungsausschnitten und Fotos von Originaldokumenten unterlegt. Die 65 Anwesenden dankten herzlich für diese sehr informativen Darlegungen aus der neueren Geschichte Stralsunds. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie

Wolfgang Mengel, Stralsund, 03.11.2024

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