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Zeit der Märchen ist nicht die unsere

Es gibt Meinungen, die mich nachdenklich machen. Dazu gehört jene, die ich unlängst hörte. Von Glauben und Blindheit war die Rede, davon, dass man eine „Atommacht nicht in die Knie“ zwingen wird und dass es ohne Zugeständnisse nicht gehen wird. Will heißen: Wir wollen unsere Freiheit und vor allem unsere Ruhe. Lass die doch in der Ukraine ‚vor die Hunde gehen‘, was schert‘ s mich! Ja, manch‘ einer ist mit Blindheit geschlagen, wenn er nicht sieht, dass ein entfesselter Imperialismus eines nicht kennt: Grenzen. Ich denke, dass Aggressoren erst dann ihre Ziele hinterfragen, wenn der Preis ihnen zu hoch erscheint. Und, ja, ich glaube auch daran, dass der Preis dann zu hoch ist für die russische Aggression, wenn endlich China, Indien, Brasilien, Südafrika, Indonesien und andere Länder gemeinsam sagen: Stopp! Das Völkerrecht gilt! Uneingeschränkt! Auch für die Ukraine! Warum wird diese Meinung nicht überall und zu jeder Zeit, von jedem verantwortlichen Volksvertreter und jeder verantwortlichen Volksvertreterin gesagt und geschrieben? Muss man erst den alten Marx bemühen, um zu erkennen, wer welche Interessen vertritt, wenn er oder sie der Ukraine nahelegt, Zugeständnisse zu machen? Es mögen noch so viele ‚Nebelkerzen‘ geworfen werden - Hier irrte Marx nicht: Egal, welche Farbschattierung oder Himmelsrichtung: Wenn nur die eigenen Interessen zum Zuge kommen, dann gibt es nichts, was deren Durchsetzung hindern könnte oder sollte! Und ob man früher eine ‚kommunistische Plattform‘ anführte und heute ein ‚Bündnis‘, das den eigenen Namen in alle Welt hinaustragen soll – das alles ist irrelevant. Hauptsache, die eigenen Interessen werden durchgesetzt. Das ist die eine der beiden ‚verheißungsvollen Alternativen‘ für Deutschland. Armes Deutschland? Nein, ich glaube an die vielen Menschen in unserem Land, die alles glauben, nur nicht den Unsinn, auf komplexe Probleme ‚aus dem Handgelenk‘ einfache Lösungen zu zaubern. Die Zeit der Märchen ist nicht die unsere. Wohl aber die der verantwortungsvollen Politik in Gremien, Fachausschüssen, Gebietskörperschaften. Das ist die einzig wahre Alternative für unser demokratisches Deutschland.  

Rudolf Hubert, Schwerin, 18.06.2024

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