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„Noch lebt in mir der 17. Juni“ … ?

Antwort auf den Leserbrief "Noch lebt in mir der 17. Juni!" vom 17.06.2024

Als ich die Ausführungen zum 17. Juni 1953 las und auch die zum Aufstand der Ungarn 1956, wollte ich es nicht glauben. Von den Ursachen des Aufstandes in der DDR und auch von der in Ungarn drei Jahre später ist keine Rede, wohl aber von im Falle von Ungarn geschehenen Lynch-Exzessen gegen Parteifunktionäre und Geheimdienstler, die aber dennoch Einzelfälle waren im Gegensatz zu den vielen Toten auf Seiten der Demonstranten, nämlich der Bevölkerung. Diese alle, sowohl die vielen Ungarn als auch die Demonstranten in der DDR mit Terrorismus und Faschismus in Verbindung zu bringen, also in alter SED-Manier noch immer von einem konterrevolutionären Putsch zu reden, macht fassungslos. So wird sogar heute noch die sog. Kommandeuse Ilse Koch von Buchenwald und ihrer angeblichen Befreiung aus dem DDR-Gefängnis bemüht als Beleg für eine Konterrevolution mit Terroristen und Faschisten im Schlepptau. Dieses war jedoch ein Gerücht, welches in Umlauf gebracht worden ist. Dabei ist sie 1951 in der Bundesrepublik zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt worden, nachdem sie 1948 zunächst in Landsberger Kriegsverbrechergefängnis von den Amerikanern inhaftiert und seit 1949 im bayerischen Frauengefängnis Aichach in Untersuchungshaft war. Sie war nie in der DDR, seither auch nie mehr in Freiheit und hatte in diesem Gefängnis dann 1967 Selbstmord begangen. Soviel zum Wahrheitsgehalt der SED-Propaganda, welche, was ich so nicht erwartet habe, selbst nach 71 Jahren fortlebt – nicht aber der 17. Juni 1953.

Haiko Hoffmann, Schwerin, 18.06.2024

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