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Blaue Wahlklatsche

Die Wahlen sind vorbei, die Ergebnisse bekannt. Offensichtlich wird ein Rechtsruck, der sich nicht nur durch Deutschland zieht. Warum? Die Souveränität des Normalbürgers/Wählers endet im Moment des Einsteckens des Wahlscheins in die Urne. Danach ist die Demokratie für ihn vorbei, denn auf das Geschehen danach hat er schon keinen Einfluss mehr. Und wie sehr die Regierung auf außerparlamentarische Aktionen reagiert, ist hinreichend bekannt. Diese Demokratie ist für die Eliten, für die, die das Geld haben und für die, die die Macht haben und diese auch weiter behalten wollen. Die Ziele des Kampfes der Parteien gegen die AfD im Vorfeld der Wahlen waren zu durchsichtig. Dem, der nieder gemacht wird, ist man geneigt, sein Ohr zu leihen. Nun hat die AfD in Ostdeutschland alle anderen Parteien abgehängt. Die Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen kommen erst noch. Die Parteien, die für sich in Anspruch nehmen, demokratisch zu sein, kündigen nun einen noch größeren Kampf gegen die AfD an und stellen damit automatisch deren Wähler ins Abseits. Die CDU lehnt ja auch jetzt schon eine Zusammenarbeit mit dem BSW rundweg ab. Das löst Frust aus! Stellen sich die bürgerlichen Parteien denn mal die Frage nach den Ursachen für dieses Phänomen? Es ist egal, ob es Frustwähler sind oder Überzeugte, Fakt ist, die AfD hat die Prozente. Die anderen Parteien müssen analysieren, welche Fehler sie gemacht haben, dass sich viele Wähler von ihnen abwenden. Da muss es doch große Differenzen in deren Politik und dem Willen der Wähler/Bevölkerung geben. Aber wenn eine deutsche Außenministerin postuliert, sie mache ihre Politik und die Befindlichkeiten der Wähler interessieren sie nicht, dann braucht sich niemand zu wundern. Der Beispiele gäbe es noch mehr. Wenn die Parteien keine offene und ehrliche Bestandsaufnahme machen, wird sich an der Stimmenverteilung und der Stimmungslage wohl nichts ändern. Eine Zusammenarbeit mit der AfD oder dem BSW auf dem einen oder anderen Feld, wo es um Bürgerinteressen geht, wäre notwendig, um gegebenenfalls auch die allgemeine Stimmung zu drehen. Noch ist die AfD zu den Wahlen zugelassen, also erübrigt sich auch eine Verurteilung ihrer Wähler, und es erhebt sich die Frage, was macht sie so anders, dass sie von vielen nicht abgelehnt wird? Hat nicht Brandt den Widerspruch zwischen Ost und West durch Annäherung, durch Zusammenarbeit mindern wollen? Ehe ich andere anklage, sollte ich erst vor der eigenen Haustüre kehren. (Diese Gedanken sollen nicht heißen, dass ich mit der besagten Partei sympathisiere, das nur zum Verständnis. Es geht um die Interessen aller Wähler, die berücksichtigt werden müssen.)

Wolfgang Mengel, Stralsund, 12.06.2024

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