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Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, am 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion durch die deutsche Wehrmacht, an einer Gedenkfeier für die Opfer des Zweiten Weltkrieges auf dem Puschkinplatz in Rostock teilzunehmen. Viele Rostocker Bürger waren auch anwesend und ich freute mich, Freunde und langjährige Bekannte dort zu treffen. Persönlich gingen mir wieder erinnernde Gedanken durch den Kopf, denn ich hatte als Kind die letzten zwei Jahre des Krieges, Bombenabwürfe, Tote und Flucht selbst erlebt. Danach bin ich aufgewachsen mit der Losung »Nie wieder Krieg!« und ich habe immer das in meinem Leben getan und unterstützt, was notwendig und möglich war, um den Frieden zu erhalten. Die Gestaltung der Feier war beeindruckend. Besonders die Gedenkrede von Frau Dr. Cornelia Nenz, die Wahrheiten der Geschichte und persönliche Erfahrungen ihrer Familie emotional und aktuell ansprach. Anerkennenswert ist, dass die Bürgerschaftspräsidentin Rostocks einen Kranz niederlegte. Aber der ungepflegte Zustand des Ehrenfriedhofes für sowjetische Soldaten auf dem Puschkinplatz muss auch für sie beschämend gewesen sein. Es ist für mich und andere nicht nachvollziehbar, dass das Gedenken und Erinnern zwischen hohem Unkraut, verwilderten Rosensträuchern und schmutzigen Gedenksteinen stattfand. Wer trägt dafür die Verantwortung? Nur das Grünamt ? Der Zustand dieses Mahn- und Gedenkortes in meiner Heimatstadt Rostock steht im krassen Widerspruch zu den bedeutsamen Worten unseres Bundespräsidenten aus oben genannten Anlasses.
Brigitte Schneider, Warnemünde, 29.06.2021