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Der Leserbrief von Herrn Rheinberger setzt sich mit dem Verständnis der Gender-Problematik auseinander. Mir kommt es so vor, als würde die bisherige Diskussion im Blitz ein wenig an der Realität vorbeilaufen. Zusammengefasst stellt es vermutlich die Frage, ob es überhaupt Gender gibt, weil in Kirche und Politik verbreitet die Auffassung vertreten wird, dass es nur zwei Geschlechter, nämlich Frau und Mann gibt. Dazu kommen Leute die das anzweifeln. Vor diesem Hintergrund ergibt sich eine Diskussion über die Nutzung von Worten, mit der richtigen Forderung: Die Sprache ist Volksgut und frei. Diese inzwischen abwegige Detail-Diskussion ignoriert jedoch die Fakten der Evolution. Eigentlich ist unbestritten, dass die Evolution immer neue Formen von Lebewesen hervorbringt. Das ist auch bei Menschen so. Unter diesen gibt es die Variante der Hermaphroditen. Der Volksmund kannte diese unter dem Begriff Zwitter. Das sind Leute die Frau und Mann zugleich sind. Zu Nazi-Zeiten wurden solche Menschen als unzulässige Mutation eingestuft und getötet. Hier setzt das religiöse und politische Tabu ein, deshalb sind Hermaphroditen normalerweise kein Thema, Neugeborene erhielten automatisch eine geschlechtsangleichende Operation. Damit war das Thema vom Tisch. Wer nun denkt, so etwas gibt es doch gar nicht, irrt. Die weltweit auftretende biologische Variante der Beidgeschlechtigkeit ist in der internationalen Liste der Krankheiten aufgeführt. Auch wenn eine solche menschliche Variante keine Krankheit und deren Einstufung als Krankheit deshalb falsch, so zeigt es doch, dass alles hinlänglich bekannt ist. Hierzu gibt es die Liste ICD-10-GM 2018. Darin sind die Ziffern Q50 bis Q56 genannt. Diese betreffen Abweichungen bei der Ausbildung von Geschlechtsorganen. Unter Q56.0 bis Q56.4 wird der Pseudohermaphroditismus beschrieben. Dabei handelt es sich um Leute die äußerlich männlich sind und innerlich weiblich. Das heißt, diese Personen haben innen alle weiblichen Organe. Hinzu kommen Personen, die äußerlich weiblich sind, aber innen männlich. In der Medizin ist das ganze ein alter Hut, der nur schon immer von glaubens- und ideologieorientierten Leuten ignoriert oder wegeredet wurde. Wenn man also anerkennt, dass es Menschen mit beiden Geschlechtsmerkmalen gibt, dann braucht man nicht mehr über abwegige Details zu diskutieren. Es reicht diese Leute zu akzeptieren und mit ihnen normal zu kommunizieren. Alles andere ist die Verkennung der Realität, oder übler Rassismus.
Wolfram Stratmann, Warin, 09.06.2021