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< Zurück zur ÜbersichtFritz Reuter
Die Vorsitzende des Fördervereins Reuter-Museen e.V., Renate Drefahl, hat die Einladung der Seniorenakademie Stralsund dankend angenommen und den 46 Anwesenden im Löwenschen Saal des Stralsunder Rathauses Fritz Reuters Leben, Werk und Wirkung dargeboten. Eine Dokumentation des NDR von 2010 bot die Grundlage des Themas. Der Förderverein betreut das Literaturmuseum in Stavenhagen, das Regionalmuseum in Neubrandenburg, das Museum Festung Dömitz mit der F.-Reuter-Gedenkhalle und das kombinierte F.-Reuter- und R.- Wagner-Museum in Eisenach am Fuße der Wartburg. Fritz (Heinrich Ludwig Christian Friedrich) Reuter wurde 1810 in Stavenhagen geboren und starb 1874 in Eisenach. Sein Vater war ein sehr gestrenger Patron, verbot ihm das Erlernen der Malerei und zwang ihn zum Jurastudium in Rostock und Jena. Nach Betätigung in den Burschenschaften wurde Fritz aufgrund der Demagogenverfolgung 1833 in Berlin verhaftet, zum Tode verurteilt, jedoch zu 30 Jahren Festungshaft begnadigt, von denen er 7 Jahre in Groß Glogau, Magdeburg, Graudenz und Dömitz absaß. Danach wurde er zu einem freien, aber auch kranken Mann (Alkoholsucht). 1851 heiratete er die Pfarrerstochter Luise Kuntze und konnte sich von der Übermacht der Fremdbestimmung durch seinen Vater lösen. Mit seinen „Läuschen und Rimels“ –Anekdoten und Gedichte- unterhielt er seinen Stammtisch – sie erschienen 1853 im Selbstverlag und waren ein großer Erfolg. 1856 erschien „Meine Vaterstadt Stavenhagen“. Berühmt wurden die Abenteuer des „Entspekter Bräsig“ (1861). In „Ut mine Festungstid“ (1862) hat er die 7-jährige Haft literarisch aufgearbeitet. 1863 verlieh ihm die Uni Rostock die Ehrendoktorwürde. Noch im selben Jahr siedelte das kinderlose Ehepaar nach Eisenach über. Seine Zusammenarbeit mit dem C.-Hinstorff-Verlag Wismar (Reuter war für Hinstorff der „goldene Esel“, der auch von ihm bestens „gefüttert“ wurde) brachte Reuter zu großem Wohlstand, sodass er sich von 1866-68 aus eigenem Vermögen heraus nach einem Entwurf des Architekten L. Bohnstädt eine Villa im Stil der Neorenaissance bauen lassen konnte, in der heute das Reuter-Wagner-Museum beheimatet ist. F. Reuter gehörte im 19.Jh. zu den meistgelesenen deutschen Autoren. Seine Werke wurden in 12 Sprachen übersetzt, zudem auch ins Friesische. Der Hinstorff-Verlag brachte bis 1910 schon mehr als 1,2 Mio Bücher erfolgreich auf den Weg. Reuter galt als bestbezahlter Poet seiner Zeit, der das Niederdeutsche zur echten deutschen Literatursprache erhob. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie
Wolfgang Mengel, Stralsund, 20.04.2022