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< Zurück zur ÜbersichtZur Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit
Ich stellte letztens fest, dass die Aufarbeitung der in Hitler-Deutschland aktiv tätigen Nazi durch die führenden Politiker der BRD nach wie vor nicht stattgefunden hat. Im Internet kann man einen Briefmarkenblock der BRD, von der Deutschen Bundespost herausgegeben, mit den Porträts der vier ersten ehemaligen Bundespräsidenten, unter anderem Heinrich Lübke, käuflich erwerben. Zudem kann man als Weltneuheit 21 geprägte Denkmale der neun Bundeskanzler und zwölf Bundespräsidenten der BRD im reinsten Feingold, Ausgabestelle Bayrisches Münzkontor, ebenfalls käuflich erwerben – darunter wird auch Heinrich Lübke geehrt sowie der ehemalige Bundeskanzler Georg Kiesinger, Ribbentrop-Diplomat und Goebbels-Journalist. Heinrich Lübke gehörte zu denen, die den Faschismus bis zur bedingungslosen Kapitulation bedingungslos unterstützten. Als Organisator geheimster und kriegswichtigster Rüstungsvorhaben der faschistischen Führung war Lübke maßgeblich am massenweisen Einsatz von KZ-Häftlingen beteiligt. Er arbeitete als stellvertretender Leiter der »Baugruppe Schlempp« beim Aufbau der Produktionsstätten der berüchtigten V-Waffen. Im Raum Penemünde leitete er 40 Baustellen persönlich. 1944 wurde Lübke der Aufbau der Außenlager Leau und Neu-Staßfurth des Konzentrationslagers Buchenwald, eine besondere wichtige und äußerst geheime Aufgabe übertragen, die er auch ausführte. Hierzu forderte Lübke als oberster Bauführer 2000 KZ-Häftlinge aus dem KZ-Buchenwald an, die in Peißen bei Bernburg schwerste Betonierungs- und Transportarbeiten unter Tage in zwei Schichten zu je zwölf Stunden ausführen mussten. Die katastrophalen Verhältnisse begünstigten eine Ruhrepedemie. Viele Häftlinge starben. Die vorliegenden Dokumente, deren Echtheit von dem amerikanischen Sachverständigten Howard Hearing überprüft wurden, beweisen eindeutig: Lübke plante und leitete den Bau von Konzentrationslagern. Lübke war mitverantwortlich für die mörderischen Arbeits- und Lebensbedingungen, denen Hunderte von Polen, Franzosen, Italienern, Sowjetbürgern und Deutschen zum Opfer fielen. Nach 1945 war Lübke Präsident der BRD von 1959 bis 1969, zuvor Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sowie Landwirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen. Die Frage, die ich an die verantwortlichen Politiker heute stelle ist, warum wird die Nazi-Vergangenheit von solchen faschistischen Verbrechern nicht öffentlich aufgearbeitet und verurteilt und man sich von solchen Ehrungen distanziert und den Handel verbietet.
Gottfried Hannig, , 14.03.2022