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< Zurück zur ÜbersichtSaat des Hasses geht auf
Es kommt, wie es kommen musste. Unter dem Einfluss des täglichen medialen Trommelfeuers über den Krieg in der Ukraine, wird neben der Solidarität auch wieder das hässliche Gesicht Deutschlands sichtbar. Da werden russische Mitbürger, die uns vorher sehr willkommen waren, zu Feinden. Sie werden in der Öffentlichkeit angepöbelt, bespuckt, geschlagen - und das nicht in der Ukraine, sondern in Schwerin und anderswo. Sie trauen sich in der Öffentlichkeit nicht mehr russisch zu sprechen, aus Angst vor Angriffen. Wieso erinnert mich das an Zeiten, wo auf Plakaten der Russe als Kinder fressendes Monster mit einem blutigen Messer im Mund dargestellt wurde. Bei allem Verständnis für die Verurteilung Putins als Verbrecher und den sofortigen Wunsch nach Frieden, aber was können diese Menschen bei uns dafür? Sie leiden genauso, weil sie Opfer beklagen müssen und doch machtlos gegen die Politik Putins sind. Man will den Esel strafen und schlägt den Sack! Und eine Frage muss erlaubt sein. Wo waren eigentlich diese umfassenden Proteste, als die USA im Verbund mit der NATO den Irak und Syrien ohne nachweisbare Gründe überfallen haben und in Afghanistan wüteten? Wo war da die große Solidarität und die Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen? Sie hielt sich doch bei sehr vielen sehr in Grenzen. Aber der Ami ist eben der Freund, und der Russe der ewige Erzfeind. Aber wer wirklich für den Frieden ist, der muss dafür einstehen, dass der Frieden unteilbar ist, egal wo auf der Welt.
Karl-Heinz Fehrmann, Schwerin, 08.03.2022