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< Zurück zur Übersicht"Was zu beweisen war..."
Wir kennen diesen Schlusssatz aus der mathematischen Beweisführung. Politisch scheint dies offensichtlich ebenso Gültigkeit zu besitzen. „Entnazifizierung und Demilitarisierung der Ukraine“ – der Satz des Pythagoras ist nicht stringenter als die Aussagen des Herrn Putin in Bezug auf seine Ziele und Absichten. Natürlich wollte und will er die Ukraine insgesamt, wenn das denn reicht… Zur Ukraine äußert er sich ja insofern sehr ‚wertschätzend‘, dass er diesem Staat bescheinigt, gar keine Existenzberechtigung zu besitzen. Selbst die historische Wahrheit, dass nämlich die Ukraine für die russische Identität tatsächlich von nicht geringer Bedeutung ist, wird für propagandistische Zwecke missbraucht. Fast lächerlich muten jetzt die Statements von Frau Wagenknecht und Herrn Bartsch an. Deren ‚Verurteilung‘ ist absurd, weil sie Putins Intentionen genau kannten. Und wenn nicht, dann ist diese Naivität deshalb unverzeihlich, weil sie viel Leid und Leben kosten wird. Ganz zu schweigen von dem noblen Herrn Schröder, der der beste Steigbügelhalter war und ist für den ‚lupenreinen Demokraten‘ im Kreml. Und auch Verantwortliche in der Regierung Mecklenburg-Vorpommerns werden sich fragen lassen müssen nach ihrem Eigenanteil, warum sich der Mann im Kreml so sicher fühlt. Ich höre und lese auch schon vorab die Propagandisten von ganz links und ganz rechts, die so unterschiedlich ja nicht sind, weil ihnen eine offene Gesellschaft immer ein ‚Dorn im Auge‘ ist. Ob eine ‚führende Partei‘ oder ein ‚Führer‘ – Fakt ist doch, dass die Verächtlichmachung der Demokratie nur ein Ziel hatte und hat: Deren Destabilisierung. Dostojewskis ‚Großinquisitor‘ lässt grüßen… Und die Rationalisierung wird ‚auf den Fuß folgen‘: Putin mache doch nur das in Europa, was der ‚amerikanische Imperialismus‘ weltweit praktiziere. Selbst wenn das stimmen würde – was es nicht tut! – aber selbst dann, wäre das Argument so unsinnig wie illegitim: Weil jemand in Nachbars Garten Äpfel klaut, ist das Klauen von Äpfeln aus fremden Gärten nicht legitimiert. Das alles ist so einfach und lässt mich nur noch ratlos zurück ob der Naivität von Leuten, die gewählt wurden, um eine Regierungsverantwortung auszuüben. Mir scheinen zwei Dinge für all das verantwortlich zu sein: Das umfassende Machtstreben auf allen Ebenen und der Ausverkauf von elementaren Grundwerten, zu denen auch eine eigene Identität gehört.
Rudolf Hubert, Schwerin, 24.02.2022