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< Zurück zur ÜbersichtIst die Vergangenheit die Zukunft?
Lange konnten wir sehen, wie sich die freiheitlich-liberale Demokratie in der deutschen Gesellschaft weiterentwickelte, die Akzeptanz für Minderheiten, Andersdenkende, -aussehende, -glaubende und -lebende wuchs und ein friedliches Miteinander auch mit Deutschlands Nachbarn zur Normalität wurde. Daraus entwickelte sich die Europäische Union, die auf gemeinsame Werte und Prinzipien beruht. Doch es gab immer einen Teil der Gesellschaft, dem diese Entwicklung und jede ausgestreckte Hand ein Dorn im Auge war. Und dieser Teil der Gesellschaft wächst nun wieder an und wird besonders von einer Partei vertreten, die offen gegen diese freiheitlich-liberale Demokratie Stellung bezieht, sich mit illiberal regierte Staaten verbündet und gegen unsere Verfassung offen Stellung bezieht. Und in diesem Umfeld wächst die Bereitschaft dafür auch Gewalt auszuüben oder mindestens zu dulden oder gar zu unterstützen. Das Ergebnis können wir in den letzten und auch diesem Wahlkampf, der einer der Grundpfeiler unserer rechtsstaatlichen Demokratie ist, erleben. Wahlplakate werden beschmiert, beschädigt oder zerstört, Wahlkampfhelfer beschimpft, bespuckt, krankenhausreif geschlagen. Parteibüros und -fahrzeuge beschädigt oder sabotiert, wobei auch mögliche Folgen für die betroffenen Personen mindestens billigend in Kauf genommen werden - und auch im täglichen Leben lässt sich eine wachsende Verrohung deutlich erkennen - die wachsende Aggressivität im Straßenverkehr, vor der die Polizei offensichtlich die Augen verschließt und wo sind wir angekommen wenn z.B. einem gegnerischen Fußballclub der Tod gewünscht wird? Und konsequenterweise hält sich die Empörung über diese Gesamtentwicklung in engen Grenzen, ebenso die Gedanken, wie diese Entwicklung weitergehen wird, wenn sich diese nun, auch in eigentlich freiheitlich-demokratischen Parteien, widerspiegelt. Ich nehme immer mehr Deutsche wahr, die über diese Entwicklung so besorgt, empört und entsetzt sind, dass sie diesem Land den Rücken kehren. Und wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, werden wir dies ebenso tun. Nur - was bleibt dann hier übrig?
Edgard Fuss, Reddershof, 13.02.2025