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Sportgeschichte(n) Stralsunds 1860 - 1945

Sportgeschichte(n) Stralsunds 1860 – 1945 Der Sporthistoriker Dr. Gerhard Grasmann setzte seinen Bericht über die Sportgeschichte unserer Stadt vor 61 Interessenten, die trotz des Streiks des ÖPNV erschienen waren, fort und konzentrierte sich dabei auf die Jahre von 1860 bis 1945. Der TSV 1860 ist Stralsunds ältester Sportverein und ging aus dem MTV/TV, der am 17.08.1860 gegründet wurde, hervor. Ab 1860 setzte eine Gründungswelle von Turnvereinen ein, mit der bis August 1864 hier im Norden 25 Vereine entstanden. Der MTV gab sich am 27.04.1861 ein Grundgesetz (heute: Satzung), und zu seinen Aktivitäten gehörten Turnerfahrten, die Traditionspflege, regionale und überregionale Turnfeste sowie Schauturnveranstaltungen. Das äußere Zeichen der Turnvereine war das 4-F-Turnerkreuz „frisch, fromm, fröhlich, frei“. Dieser Turnerwahlspruch ging auf einen Reimspruch des 16. Jh. zurück. Der Darmstädter Kupferstecher Heinrich Felsing formte daraus 1843/46 das Turnerkreuz. In den 1860er Jahren gingen die Mitgliederzahlen der Vereine aufgrund erhöhter Mobilität (Eisenbahnanbindung), neuer Freizeitmöglichkeiten, höherer Mitgliedsbeiträge und der Kriege 1864, 1866 und 1870/71 zurück. In Stralsund wurde in der Brunnenaue ein großer Turnplatz gebaut, und am 01.03.1885 erfolgte die Eröffnung der noch heute bestehenden dortigen Turnhalle. Von 1883 bis 1912 entstanden 16 weitere Sportvereine, die Fechten, Kegeln, Radsport, Turnen, Rudern, Fußball, Leichtathletik, Schach, Ringen und Gewichtheben anboten. 1927 entstand das Bootshaus in der Fr.-Naumann-Straße. Das heutige Stadion der Freundschaft ging aus einer früheren Radrennbahn hervor. Wegen Einberufung in den Kriegsdienst 1914 – 1918 gingen viele sportliche Aktivitäten zurück. 1922 erfolgte die Umbenennung des MTV/TV in TSV 1860. Nach 1919 gab es 19 verschiedene Sportvereine. 1922 wurde am Weidendamm eine Vereinsanlage gebaut, aus der 1928 die Jahnsportstätte hervorging. Deren Grundsteinlegung erfolgte am 22.04.1928, das Richtfest fand im Juli 1928 statt. So schnell ging das damals. Mit Beginn der Naziherrschaft 1933 wurde der Arbeitersport verboten, die „Gleichschaltung“ setzte ein, mit dem „Arier-Paragraphen“ wurden jüdische Sportler ausgeschlossen und die Vereinsführungen personell entsprechend neu ausgerichtet. 1935 fand mit einem großen Festumzug das 75. Stiftungsfest des TSV statt, der zu dieser Zeit 11 Sportabteilungen hatte. Spitzensportler waren damals z.B. der 800-m-Läufer Alfred Kornmesser, die Turnerin Elli Tollgard, geb. Ramp, der Hochspringer Rudolf Krüger, mit dem der Autor später an der Hansa-EOS zusammen arbeitete und die Schwimmerin Irma Hübner, verh. Struck. Das Jahr 1945 bedeutete zunächst das vorläufige Ende des TSV 1860, und damit ließ Dr. Grasmann seinen sehr informativen und bildgestützten Vortag ausklingen, für den er als Dank herzlichen Beifall erhielt. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie

Wolfgang Mengel, Stralsund, 12.02.2025

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