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Vor der Wahl

Man sollte sich vor der Wahl ein paar Gedanken machen, damit es nicht nach der Wahl ein böses Erwachen gibt. Man kann zur AfD stehen wie man will, das muss jeder selbst entscheiden, wie er mit dieser Partei bei der Wahl umgeht. Fakt ist: Die AfD ist nicht verboten, sie ist zur Bundestagswahl zugelassen, und damit ist sie auch demokratisch wählbar. Es wird ja im Vorfeld viel philosophiert, wer nach der Wahl mit wem könnte, wer mit wem möglichst nicht, wer mit wem absolut nicht u.s.w. Eines wurde aber klar gesagt: Der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat kürzlich auf einer Wahlveranstaltung deutlich gemacht, dass am Montag nach der Wahl nach seiner Auffassung die Stimmen der AfD-Wähler gleich null sind. D.h., nachdem er mal ein Schlupfloch für die AfD öffnete, um sein Gesetzesvorhaben durch das Parlament zu bekommen, zieht er jetzt wieder eine dicke Brandmauer hoch. Ein Rechenbeispiel dazu: Die AfD liegt in der derzeitigen Wählergunst bei 20%. Bei rund 60 Mio. Wahlberechtigten und einer 100%igen Wahlbeteiligung würden 12 Mio. Wählerstimmen an dem Montag nach Merz` Auffassung unter den Teppich gekehrt. Nehmen wir mal aufgrund der Bedeutung der Wahl 75% Wahlbeteiligung an, sind das immer noch 9 Mio. Stimmen, die nicht berücksichtigt werden. Und das hat nach meiner Auffassung mit Demokratie absolut nichts zu tun. Haben sich die sogen. bürgerlichen Parteien mal gefragt, warum die AfD, vor allem im Osten, diesen Zulauf hat? Diese Frage ist einfach zu beantworten, aber scheinbar zu einfach, als dass die Parteien sich die Mühe machen, dies zu tun. Sie werden nämlich auf fast allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens den Interessen der Wähler nicht gerecht. Aber diese Frage stellen sie sich eben nicht. Und hinzu kommt, dass in der Art, wie sie sich gegenseitig beschimpfen und zerlegen, auch kein Interesse geschweige denn Vertrauen bei den Wählern aufkommt. Und wer sich selbst immer noch nicht einig ist, wohin er seine Kreuze machen soll, dem ist der Wahl-o-Mat empfohlen, weil man hier seine Gedanken mit der Kurzfassung der einzelnen Parteiprogramme vergleichen kann. Aber auch hier „Achtung“: Wir wissen zur Genüge, inwieweit Wahlprogramme nach der Wahl noch gültig sind.

Wolfgang Mengel, Stralsund, 10.02.2025

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