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Frieden und soziale Gerechtigkeit

Ich habe als siebenjähriges Kind die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges noch miterlebt. Bombenabwürfe britischer Flugzeuge an der heutigen polnischen Ostseeküste, große Flüchtlingstrecks auf den Straßen unseres Dorfes und persönlich plagten mich und meinem Bruder Hunger, Läuse und Schmerzen einer furchtbaren Hauterkrankung, die man Krätze nannte. Wir waren allei­n, denn das Kinderheim, in dem wir nach dem Tod meiner Mutter untergebracht waren, existierte nicht mehr. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen im damaligen Hinterpommern, sammelte man uns und andere herumstreunende elternlose Kinder ein und brachte uns in Viehwaggons per Schiene nach Mecklenburg. Hier begann mein neues Leben bei liebevollen Pflegeeltern. Sehr beeindruckend waren für mich die ersten großen Plakate, die an Häuserwänden und Bäumen aufgehängt waren und die Worte beinhalteten: »Nie wieder Krieg!« Ich war bereit, alles dafür zu tun, um eine Wiederholung meiner schrecklichen Erlebnisse für mich und andere Menschen zu verhindern. Auch aus heutiger Sicht bereue ich es nicht, ein aktiver Thälmannpionier und FDJler und auch ein Mitglied der SED gewesen zu sein. Der Kampf um die Erhaltung des Friedens in der Welt waren wesentliche Inhalte aller Programme. Wenn ich heute die Berichte in der Presse lese und die grauenhaften Bilder im Fernsehen mir ansehe, überkommt mich Wut und Traurigkeit darüber, dass es den friedliebenden Menschen nicht gelungen ist, was wir als ehemalige »Kriegskinder« uns wünschen. Unsere Welt ist immer schlechter geworden. Es gibt nicht nur den Krieg zwischen Russland und der Ukraine, sondern überall bringen sich Menschen brutal um, bzw. werden sie dazu gezwungen von Mächten, die im Hintergrund damit ihre politischen und ökonomischen Ziele durchsetzen wollen. Für die Zunahme sozialer Missstände auch in Deutschland erklärt man uns, dass ursächlich die schwächelnde Wirtschaft dafür verantwortlich sei. Ausgenommen natürlich die Rüstungsindustrie, die durch Kriege ihre Profite ständig steigern kann. Wenn es uns nicht gelingt, die politisch Verantwortlichen für Entscheidungen in die Pflicht zu nehmen, die verhindern, dass es immer mehr Millionäre und Milliardäre und andererseits immer mehr arme Menschen und weiterhin Mängel im Gesundheitswesen, in der Bildung und anderen sozialen Bereichen sowie in der aktiven Friedenspolitik in unserem Land gibt, dann wird für uns alle die Zukunft nicht gut aussehen. Wir haben in der bevorstehenden Bundestagswahl die Möglichkeit mitzuentscheiden, ob die Kräfte Sieger sein werden, die den Kampf um den Frieden in der Welt und für soziale Gerechtigkeit in unserem Land in ihrem Programm haben.

Brigitte Schneider, Warnemünde , 03.02.2025

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