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< Zurück zur ÜbersichtWegen Organspenden-Müdigkeit der Bürger
Vor Jahrzehnten habe ich mir bereits Gedanken darüber gemacht, wie ratsam es ist, nach meinem Tod meine Organe zu spenden. Deshalb führte ich lange Zeit einen Organspenderausweis mit mir herum, den ich vor Jahren, als die ersten Organspende-Skandale ans Tageslicht kamen, zerriss. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein Kranker aufgrund finanzieller Zuwendungen an einen Mediziner zu dem Organ kommt, obwohl jemand anderer dieses Organ viel mehr benötigt. Als ein kranker, hochbetagter Fürst von Thurn und Taxis seinerzeit zwei (!) Herzspenden erhielt, und dann trotzdem verstarb, dachte ich noch an einen prägnanten Einzelfall. Aber weit gefehlt: Die Zahl der Mediziner, die vorrangig Spenderorgane vergaben, und damit auffielen, ist mir zu hoch. Es geht um viel Geld, für diejenigen, die über die Spende entscheiden genauso für die auf Gewinnmaximierung orientierten Kliniken, die keine zusätzliche und unnötige Operation zu Lasten des Patienten scheuen, nur um noch mehr Profit herauszuschlagen. Auch die Blutspende ist ein lukrativer Markt, bei dem man durch die kostenlos gewonnene Blutspende viel abrechnen kann. Außerdem, wer sagt, dass die Entscheidung, ob jemand für klinisch tot gilt, überhaupt korrekt abgehandelt wird? Bei den Engpässen und den völlig überlasteten Medizinern, ist es sehr gut möglich, dass ein Kranker, schneller, als ihm lieb ist, für tot erklärt wird. Ich misstraue zutiefst diesem System, wenn alles wieder in staatlicher Hand läge, fiele mir die Entscheidung zur Organspende mit Sicherheit leicht. Im Übrigen glaube ich, dass es vielen Menschen genauso geht wie mir. Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Strom- und Wasserwerke gehören in staatliche Hand, ohne Wenn und Aber!
Martina Plischka, Plau am See, 24.01.2020