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< Zurück zur ÜbersichtKlima und Hysterie
Ja, „Klimahysterie“ ist das Unwort des Jahres. Na und? Jedes Jahr wird eines ausgewählt von einer Kommission von Leuten, wie etwas von Sprache verstehen. Unaussprechlich? Wieso? Ich spreche es mal aus: K-l-i-m-a-h-y-s-t-e-r-i-e! … Kein Problem! Nix passiert! Aber hier geht es gar nicht um ein Wort, welches nun „gebrandmarkt“ sei. Das sagt einer, der das Wort wohl mag und gebraucht. Denn „gebrandmarkt“ sagt nur jemand, der diesem Vorgang ablehnend gegenübersteht. Warum? Weil er dieses Wort für richtig und angebracht hält. Das ist Meinungsfreiheit, soweit so gut. Dazu gehört aber auch eine andere Meinung. Sonst wäre es Meinungsdiktatur. Aber man sollte nicht vergessen, wozu dieses „Unwort“ dient, weshalb es ja zum Unwort“ geworden ist. Nicht das Wort an sich ist der Grund, sondern die Benutzung dieses Wortes zur Diffamierung all jener, die sich um das Klima sorgen und auf die Straße gehen oder andere Aktivitäten ausüben. Es reiht sich ein in eine bestimmte Kategorie von Wörtern bis hin zu Umwelt- oder Ökoterroristen usw. Einzelne Personen und ganze Menschengruppen werden heute verunglimpft, weil sie mahnen und den Mund aufmachen und etwas tun, jetzt tun. Ihre Kritiker bemerken gar nicht, dass die Geschmähten auch für sie streiten, da das Klima und die Veränderungen, die man doch längst nicht mehr wegleugnen kann, keinen Bogen um sie macht wie einst die Wolke von Tschernobyl um die DDR. … Heutzutage würde derlei Käse niemand mehr glauben – oder doch? „Klimahysterie“ ist Unwort des Jahres verdientermaßen auch deshalb, weil es selbst eine Form von Hysterie ist, nämlich vor Umweltschutz und möglicherweise daraus resultierenden Konsequenzen für uns alle. Es kann schon sein, dass wir ein wenig mehr tun müssen, d.h. geben, den Gürtel ein Loch enger schnallen und unsere plastikbestimmten Bequemlichkeiten überdenken müssen. Es ist sozusagen eine Hysterie, fast schon Allergie von manchen vor der Farbe Grün. Aber ist eine Welt ohne Grün erstrebenswert? Man braucht nur mal die Millionen zu fragen, welchen die Farbe Grün schon längst abhandengekommen ist. Dem auch durch unser Verhalten mitverschuldeten Elend von Millionen bereits auf kontinentaler Ebene muss man entgegentreten und Mut haben, auch neue Wege zu gehen. Und zwar nicht erst morgen. Gegen unsere Bequemlichkeiten. ... Das hat nichts mit Hysterie zu tun. Hysterie ist da sicher fehl am Platze - auch wenn ein gewisses "herausragendes Genie" in seiner "außerordentlichen und unermesslichen Weisheit" meint, dass der Klimawandel eh nur eine chinesische Erfindung sei.
Haiko Hoffmann, Schwerin, 20.01.2020