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< Zurück zur ÜbersichtKapitalistischer Wert-Abschöpfungskreislauf
Optimistisch hoffen wir auf das neue Jahr 2020. Nix da, schon in der zweiten Kalenderwoche. Die randvolle Papiertonne wird nicht geleert. Wann sind eigentlich die Abholtermine? Im Kreis-Abfallratgeber stehen die Termine nicht. Eine Nachricht des Entsorgers über die Abholtermine hat man auch nicht bekommen. Man fragt sich, ist die Firma pleite und lagert der Konkursverwalter die vielen Plaste-Tonnen kostenfrei bei den Kunden? Ist man überhaupt Kunde? Am nicht druckechten Aufkleber der Tonne fand sich eine gerade noch lesbare Telefonnummer. Der Anruf beim Entsorger zeigte, er ist noch tätig, aber am Telefon nennt man keine Termine für die Leerung der Tonnen. Die werden, auch nicht auf eine Bitte hin, in Papierform verschickt. Man soll sich die Termine im Internet besorgen und selbst ausdrucken. Blöde nur, die Tonne steht bei alten Leuten, die kein Internet haben. Auch kein Mobiltelefon wg. Funkloch, nur Festnetztelefon. Mit dem Computer können die Leute eigentlich nicht richtig um. Alt, schwerbehindert. Soll man nun das hunderte Kilometer weit weg wohnende Kind bitten, im Internet die Abholtermine zu beschaffen, sie auszudrucken und dann per Postbrief an den Tonnen-Aufstellplatz zu schicken? Ist es nun notwendig, dass Leute, die pflichtgemäß umweltfördernd Abfall entsorgen wollen, für den Betrieb einer Abfalltonne sich eine hunderte Euro teure Technik zulegen müssen, die auch noch monatliche Betriebskosten verursacht, um den Leerungstermin der Tonne zu erfahren? Hier kann man spekulieren, wenn der Entsorger tausend Abfall-Tonnen betreibt, dann kostet die Terminmitteilung an die Tonnenstandorte einmalig etwa tausend Euro im Jahr. Ist die betriebswirtschaftliche Einsparung dieser Kosten noch angemessen? Als Person mit schelmisch sozialistischen Gedanken im Hinterkopf fallen mir dazu klassenkämpferische Fragen ein: Ist der Entsorger von parasitären Betriebswirtschaftlern befallen, die in ihrer Gehaltsoptimierungsgier vergessen haben, was die Kernkompetenz der Entsorgungsunternehmens ist, nämlich die Beschaffung von und der Handel mit Altpapier? Gehört es zum asozial profitgeilen Denken des Betriebswirts, den Leuten die ihm seine Handelsware schenken, für die Schenkung noch Geld abzuknöpfen, und sei es erst einmal nur indirekt? Ein normaler Mensch, der sozial denkt und der die Kernkompetenz seines Unternehmens respektiert, käme nicht auf so eine Idee. Hier läuft im kritiklosen Kapitalismuswahn etwas falsch. Nichtsdestotrotz gibt es Unternehmen, die in der Sache viel weiter sind als der Papierverwerter. Die Kunststoff-Abholer. Für deren Tätigkeit zahlt man beim Kauf des Produkts, nochmal zwangsweise für die Abholung und man muss den Kram lokalrechtstreu auch noch sauber und sortenrein abliefern. Die Abholer machen daraus Produkte, Brennstoff für Kraft- und Fernheizwerke sowie Kunststoffgranulat. Alles verkäuflich. Die Rohstoffe schenkt der gemeine Bürger und gibt noch ordentlich Geld dazu. Anschließend zahlt er wieder für die erzeugte Energie und die daraus erzeugten sonst wie erwerblichen Produkte. Ob so ein kapitalistischer Wert-Abschöpfungskreislauf sozial ist, das sei dahin gestellt.
Wolfram Stratmann, Warin, 10.01.2020