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< Zurück zur ÜbersichtKalter Krieg
In einer Leserzuschrift, der ich teilweise folge, heißt es, dass der Begriff „Kalter Krieg“ eine Verharmlosung im Sprachgebrauch seit 1990 sei. Hier irrt sich der Autor zumindest im Zeitpunkt. Denn, George Orwell hat den Begriff „cold war“ schon 1945 benutzt, indem er in einem Essay eine Konfrontation der Supermächte unter der Drohung eines Atomkrieges als solchen charakterisierte, wie auch bereits 1947der US-amerikanische Politikberater Bernard Baruch und andere. So richtig populär wurde der Begriff durch den Journalisten Walter Lippmann mit seinem Buch „The Cold War – A Study in U.S Foreign Policy“, erschienen in New York 1947. Lippmann gab als Antwort auf eine Frage zur Herkunft des Begriffs, dass „la guerre froide“ in Frankreich der 30er Jahre in Umlauf war. Seither wird dieser Begriff aber nicht nur für die nukleare Konfrontation der Supermächte gebraucht. Auch eine Konfrontation zweier Staaten oder Bündnisse wird so genannt, wenn das Ganze unterhalb der Schwelle offener militärischer Auseinandersetzungen ist. Dazu zählen Militärbündnisse, Wettrüsten, diplomatisch-politischer Druck bis hin zu Kriegsdrohung, ökonomischer Druck mittels Embargo, militärisches Eingreifen in regionale Konflikte außerhalb der eigenen Territorien, Diversion, Förderung von Putschisten, internationale Propaganda zum Nachteil des Andern und zum eigenen Vorteil. Nach alledem glaube ich, dass der Begriff noch immer aktuell ist, wenn man sich diesen „Katalog“ anschaut.
Haiko Hoffmann, Schwerin, 06.01.2020