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In dem im Blitz veröffentlichten Spielplan des Mecklenburgischen Staatstheaters erscheint auch das Schauspiel »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui« von Bertolt Brecht. Kürzlich erlebte ich es in der M-Halle. Es war eine überzeugende Ensembleleistung, auch wegen des kritischen Bezugs auf die Gegenwart. In der Erstfassung von 1941 konnte Brecht die Wirkung der Doppelverfremdung (Gangstermilieu und großer Stil) nur schwer voraussagen. Sie besteht meiner Meinung nach unverändert, und der vom Schauspieler Jochen Fahr am Ende vorgetragene Epilog ist, wenn man die gegenwärtige weltpolitische Lage betrachtet, zutreffend. Erstmalig sah ich dieses Schauspiel im Theater »Berliner Ensemble« am Berliner Schiffbauerdamm, in der Hauptrolle der Gangsterhistorie war Ekkehard Schall zu erleben. Die Begünstigung des Arturo Ui auf seinem Weg zur Macht durch Helfer aus Politik und Wirtschaft war in der damaligen Aufführung deutlich dargestellt worden. Meiner Erinnerung nach unverkennbarer als heute. Der zu Beginn der Aufführung zu lesende Text bezüglich der Auswirkung des Privateigentums an Produktionsmitteln war im Sinne Brechts. Die M-Halle eignet sich hervorragend für derartige Schauspielaufführungen.
Dr. Hans Bomke, Schwerin, 30.12.2024