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Stralsunds Bevölkerung

Die vorletzte Herbstsemesterveranstaltung der Seniorenakademie 55 Plus Stralsund gestaltete der ehemalige Direktor des Stadtarchivs Dr. H.-J. Hacker. In 10 Jahren wird die Stadt ihren 800. Geburtstag begehen, und so ließ er thematisch 790 Jahre Entwicklung der Bevölkerung unserer Stadt Revue passieren. Festzustellen ist, dass von 1234 bis 1777 keine offiziellen Angaben zu Einwohnerzahlen vorhanden sind, jedoch die präzise geführten Kirchenbücher geben erste Hinweise: Das Wachstum der Bevölkerung spiegelt das Aufblühen einer Stadt wider – seit 1319 stieg die Einwohnerzahl auf ca. 5000 und erreichte um 1400 13000 Menschen. Verantwortlich dafür war vor allem die Hanse mit ihrer aktiven Kaufmannstätigkeit und dem daraus folgenden weitreichenden Handel (siehe 1370 – Stralsunder Frieden). Zu Beginn des 17. Jh. wohnten in etwa 2400 Wohnungseinheiten 14000 bis 15000 Einwohner. Natürlich gab es Schwankungen in der Entwicklung der Einwohnerzahl durch Kriege, Pest und Epidemien. Nach der Belagerung von 1678 wohnten nach damaligen Rechtfertigungsschriften incl. Fremden und Garnisonsangehörigen ca. 20000 Menschen in der Stadt. 1710 bewirkte eine Pockenepidemie einen deutlichen Bevölkerungsrückgang. Eine weitere Zäsur erfolgte 1815 nach dem Wiener Kongress, als Stralsund an Preußen fiel. Am 1. Dezember 1815 zählte man 13209 Einwohner. Die bisher genannten Zahlen beziehen sich immer auf die Altstadt. Die Einwohnerzahl stieg, und da die Altstadt nicht erweiterbar war, musste außerhalb der Stadtmauern gebaut werden. 1847 lebten in den drei Vorstädten schon 2000 Menschen. Mit der Aufhebung des Festungscharakters der Stadt am 1. Oktober 1873 stieg die Zahl der Einwohner fast explosionsartig um 10000. Von 1874 bis 1896 wurden 1043 Neubauanträge gestellt. 1900 hatte die Stadt 31500, 1923 schon 40297 Einwohner, 1950 waren es 58303. In DDR-Zeiten erhöhte sich die Industrialisierung Stralsunds, allein auf der Volkswerft arbeiteten bis zu 7ooo Beschäftigte. So entstanden Knieper Nord, Knieper West I-III und Grünhufe. Am 18. März 1983 wurde Bianca Rossow als 75000. Bewohnerin in unserer Klinik geboren. Die Wende erbrachte eine erneute Zäsur. Aus vielerlei dadurch entstandenen und uns bekannten Gründen sank die Einwohnerzahl Stralsunds auf die des Jahres 1952 und hatte nur noch 62573 Bewohner. Der Wegzug war weiterhin größer als der Zuzug. Und so freuen wir uns, dass wir 2024 schon wieder an der 60000er Marke kratzen. Das hört sich doch gut an. Unsere sehr schön wiedererrichtete Stadt am Sund als Tor zu den Inseln Rügen und Hiddensee wird nicht nur von ihren Einwohnern, sondern auch von Touristen und vielen Zugezogenen aus allen Himmelsrichtungen als ein sehr lebenswertes Fleckchen Erde erkannt. Und so dankten die 57 Anwesenden Dr. Hacker sehr herzlich für diesen sehr informativen Vortrag. Vielleicht hat ja dann zur 800-Jahrfeier unsere Stadt wieder mehr als 60000 Einwohner in ihren historischen Mauern und außerhalb liegenden Stadtteilen. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie

Wolfgang Mengel, Stralsund, 24.11.2024

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