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Rostocks koloniales Erbe

Ich bin der Auffassung, jede geschichtliche Epoche hat ihren „Stempel“. Leider können wir auch die Jahre in Deutschland von 1933 bis 1945 nicht ungeschehen machen. Und es geht doch eigentlich darum, Geschichte zu vermitteln und zu erklären. Robert Koch z.B. hat in seinem Leben großartig dazu beigetragen, dass wir heute Krankheiten behandeln und heilen können, an denen die Menschen sonst starben. Aus meiner Sicht muss Geschichte aufgearbeitet und die unmenschlichen Umstände, unter denen oft diese wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Ergebnis führten, dürfen dabei nicht vergessen werden. Das finde ich völlig richtig. Wenn wir diese Wissenschaftler und auch Künstler aber nur noch nach ihren negativen Seiten beurteilen, sollte niemand mehr die Beyreuther Festspiele besuchen, denn Richard Wagner war ein bekennender Antisemit, alle Protestanten sollten aus der Kirche austreten, denn Martin Luther forderte angeblich die Zerstörung aller Synagogen und die Vertreibung der Juden, weil für ihn das Judentum überflüssig geworden war, und ich glaube, es könnten noch viele Namen aufgeführt werden, die Großartiges geleistet haben, aber dabei auch Menschliches außer acht gelassen haben. Wir leben anscheinend in einer Zeit, in der es eine Minderheit an Menschen gibt, die meinen, andere Menschen ständig bevormunden und erziehen zu müssen. Dabei haben wir doch alle eine gewisse Schulbildung und sind in der Lage, uns selbst zu informieren. Und ich glaube, nur weil diese Besserwisser es immer wieder auftischen müssen, werden die Menschen, die sich bisher nicht für diese Probleme interessiert haben, sich auch nun nicht informieren. Es ist für mich inzwischen auch unerträglich geworden, Gendertexte lesen zu müsse, wenn ich mich im Rostocker Rathaus per Internet nach etwas erkundigen möchte, wenn ich lese, dass das Wort „Oberindianer“ beleidigend ist (für wen?), wenn man keinen Sombrero beim Karneval mehr aufsetzen darf, die kleinen Jungs nicht mehr Indianer spielen dürfen, ich keinen leckeren Negerkuss mehr essen darf und, und, und….. Sind wir alle gefühllose Roboter, denen eine Minderheit ständig einprogrammieren muss, was wir zu denken und zu sagen haben? Zumal die, die angeblich beleidigt sein sollen, sich keine Gedanken darüber machen? Aber noch schlimmer finde ich, dass wir wieder in einer Zeit leben, in der es in Deutschland durch die herbei geführte politische Situation Antisemitismus in schlimmer Form gibt und kaum etwas dagegen getan wird, außer den Zeigefinger symbolisch zu heben und anzudeuten, dass das nicht sein darf. Hier gehört aus meiner Sicht konsequentes Einschreiten der Regierenden dazu, denn das ist heute! Stattdessen wird es als Fortschritt empfunden, dass wir alle nun einmal im Jahr unser Geschlecht neu bestimmen dürfen. Haben wir wirklich keine anderen Probleme mehr oder leben wir in verschiedenen Welten?

Anonym., Rostock (Name dem Verlag bekannt), 14.11.2024

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