Gewiss, die DDR war ein völkerrechtlich anerkannter Staat, war auch in der UNO vertreten. Und sie hatte ihre Verfassung und ihr Rechtssystem und wandte dieses natürlich an. Welcher Staat hat und tut das nicht? Ob Demokratie oder Diktatur. Alles richtig. Und richtig ist auch, dass Millionen sich mit dem System identifiziert oder zumindest arrangiert hatten. Aber: War die DDR damit ein Rechtsstaat? Und sehen die Andersdenkenden von damals die DDR wirklich nur aus der Bananen- und Trabi-Perspektive? Haben Oppositionelle Stasi-Gefängnisse, nachgewiesenermaßen vorgefasste Urteile und Überwachung wegen Bananen und Trabi-Wartezeiten erleiden müssen? Die Opposition zum DDR-Regime auf solche ban(an)alen Kriterien zu reduzieren, ist einfach billig und kommt einer Herabwürdigung derer gleich, die die andere Seite der Medaille kennengelernt hatten. Und die hatte es in sich. Zeichnet einen Rechtsstaat fehlende Presse- und Meinungsfreiheit aus? Zeichnet einen Rechtsstaat Ausbürgerung aufmüpfiger Bürger aus, die nicht auf Parteilinie waren? Zeichnet einen Rechtsstaat ein zentrales Staatliches Rundfunkkomitee aus, welches, bestimmte, was gesendet werden darf und was nicht? Zeichnet einen Rechtsstaat aus, dass Gummiparagrafen im StGB dem Staat die Möglichkeit gab, Personen zu verhaften, wofür es in Demokratien keine Strafe gibt? Zeichnet einen Rechtsstaat aus, nur die ideologische Linie der machthabenden Partei als Maßstab des Denkens und Handelns zu nehmen? Zeichnet einen Rechtsstaat aus, Oppositionelle als Staatsfeinde zu sehen und so zu behandeln? Zeichnet es einen Rechtsstaat aus, keine parlamentarische Opposition zu dulden? Zeichnet es einen Rechtsstaat aus, bei Wahlen nicht wählen zu dürfen, wenn man versteht, was ich meine? Zeichnet es einen Rechtsstaat aus, einen Geheimdienst mit exekutiver Macht auszustatten und ohne kontrollierende Instanz freie Hand zu lassen inklusive Rechtsbrüchen auch nach DDR-Recht? Mehr als 100 km Stasiakten haben so ihre eigene Sprache. Und rund 750.000 Karteikarten zu Bürgern allein der Stasi-Bezirksverwaltung Schwerin sprechen für sich. … Und was bitteschön war eigentlich so toll an der DDR, dass man immer wieder hört, dass doch nicht alles schlecht gewesen sei, obwohl nie jemand behauptet hat, dass alles schlecht war? Und: Wenn schon nach den Ursachen fehlender Bananen und langer Wartezeiten für Trabis pp. gefragt wird und dies die Möglichkeit objektiver Betrachtung eröffnet, dann hat das in der Tat Gründe. Warum ist die DDR gescheitert? Weil zu einem großen Teil hausgemachte Misswirtschaft, welche regelmäßig zur Mangelwirtschaft mutierte, dafür sorgte, dass es lange Zeiten sogar Ketchup und vieles andere nicht gab. Die Wirtschaftskapitäne wie auch die Parteigranden haben das Schiff selber versenkt. Und die Bürger hatten auch zu Millionen am Ende die Nase voll vom guten Leben unter Gängelung und Unfreiheit, auch wenn manche Illusion damit verbunden war und zerstob. Die große Masse will die DDR eh gar nicht mehr zurückhaben. Als geborener DDR-Bürger macht mir keiner ein X für ein U vor.