Unnötige Diskussion?! Mein Leserbrief „Was ist ein Unrechtsstaat?“ fand – wie zu erwarten war – sehr rasch ein Echo. Auch der Autor hat mich nicht überrascht. „Wer natürlich die DDR nur aus der Sicht fehlender Bananen oder langer Wartezeiten bei Autos beurteilt, ohne die Ursachen zu dafür zu kennen, der kann nicht zu einer objektiven Betrachtung gelangen.“ Der Autor dieses Leserbriefes scheint für sich in Anspruch zu nehmen, die Sachlage objektiv betrachten zu können. Dabei ist er allerdings auf den einfachen Sachverhalt nicht eingegangen, dass die Diskussion gar nicht sinnvoll geführt werden kann, weil es keine begriffliche Klarheit über den Begriff ‚Unrechtsstaat‘ gibt. Oder doch? Ist seine Antwort in der Überschrift zu finden, die von einer „unnötigen Diskussion“ spricht? Dann möchte ich doch noch einmal den Schluss meines Leserbriefes in Erinnerung rufen. Denn ich denke, diese Diskussion ist heute nötiger denn je!
Ich habe geschrieben: „Man müsste diese Diskussion nicht führen, wenn nicht Extremisten von ‚rechts‘ oder links‘ oder auch religiöse Fanatiker mit einem Anspruch heute auftreten, eine ‚Alternative‘ zum bürgerlichen Rechtsstaat zu bieten. Sie machen sich nicht nur den Freiheitsraum der bürgerlichen Demokratie zu eigen, um ihre demokratiefeindlichen Ziele zu propagieren. Sie sind eine ernst zu nehmende Gefahr für unser Gemeinwesen! Darum muss die Diskussion geführt werden, wie denn diese ‚Alternative‘ für unser Land aussehen soll. Eine völkische Grundlage, eine Parteidiktatur oder ein religiöser ‚Gottesstaat‘ haben jedenfalls das Zeugnis der Geschichte gegen sich. Denn es gibt ein glasklares Kriterium in Bezug auf jeglichen Extremismus: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“.
Warum der Autor des Leserbriefes meint, diese Diskussion sei „unnötig“, erschließt sich mir angesichts des Erstarkens extremistischen Denkens in unserer Gesellschaft nicht. Aber ich bin mir sicher: Ich werde die Antwort bald im „Blitz“ erfahren.
Rudolf Hubert