Ausgerechnet Brechts „Mutter Courage“ kann ich mir aufgrund des Vormarsches vom Corona-Virus nicht ansehen. Das Stück ist hochaktuell. Es wirft das Verhältnis von Krieg und Frieden auf und die Stellung des Einzelnen unter den Bedingungen des Dreißigjährigen Krieges, also einer ungeheuren Krise seines Glückes Schmied zu sein. Seit kurzem lässt Corona nicht nur eine interessante Theateraufführung ausfallen, sondern bestimmt immer mehr Raum und Zeit in unserem Leben. Das Virus verbindet sich mit den wichtigsten existentiellen Problemen, eine bessere Welt zu schaffen, den Frieden zu sichern und die Umwelt im notwendigen Maße zu schützen.
Wir nähern uns mit dem Virus immer mehr der Frage: Wer bleibt existent und wer geht unter? Nicht so sehr physisch, sondern sozial. Wer verliert sein Leben, wer seine Bank, sein großes Imperium? Wer seine mittlere oder kleine Firma? Wer bekommt sie und wessen Arbeit wird noch gebraucht?
Wie groß ist die Gefahr für alle, für den Einzelnen? Für die Schwachen und die Starken? Wo bleibt der Mensch? Er hängt doch an jeden Ausbeutungsplatz nicht nur mit seiner Arbeitskraft, sondern auch als gesellschaftliches Individuum, allerdings nicht als Subjekt, sondern als Objekt zur Erzeugung des Mehrwertes für das Kapital. Das kannst Du gut finden, so wie Mutter Courage den Krieg. Denn der Krieg nährt seinen Mann, wie in ihrem Fall auch seine Frau. Doch der Krieg nahm ihr drei Kinder. Und was werden die Herrschenden uns nehmen in und nach der Krise? Das bleibt offen und liegt bei uns. Aber noch managen die die Krise, die sie verursacht haben!