Als ich neulich über den Neuen Markt ging, dachte ich: Oh, die Ecke links neben dem Rathaus (Am Schilde/Ecke Vogelsang) sieht ja super aus, das satte Grün der Bäume und die Rasenfläche auf dem Weg in Richtung Grubenstraße, ein Stückchen »Grüne Lunge« in der sonst eher tristen Betonwüste Marktplatz. Aber, so richtig freuen konnte ich mich nicht, denn lange wird es nicht mehr dauern, dann werden an dieser Ecke die Bagger rollen und zunächst im Rahmen der Bauarbeiten des neuen Rathausanbaus die Wiese platt machen. In diesem Zusammenhang sollen dann auch etwa 30 Bäume gefällt werden. Na ja, ganz so stimmt das wohl nicht, denn Wiese und Bäume müssen nicht in erster Linie aufgrund des neuen Rathausanbaus weichen, sondern, weil auf dieser Ecke noch ein weiteres Bauvorhaben von zwei Wohn- und Geschäftshäusern realisiert werden soll, nur das wird so gut wie nie zusammen kommuniziert. Die Beiträge in den Tageszeitungen zu diesem Thema beziehen sich ausschließlich auf den neuen Rathausanbau, aber der findet ja mit dem Zweigiebelhaus eher seitlich am und mit dem weiteren Anbau hinter dem Rathaus statt. Der Rest des Areals Am Schilde (das Grünland also) wird, wie ich verstanden habe, anderweitig bebaut.
Ich finde es immer sehr schade, wenn diese Projekte und Bauvorhaben, die man auf einem gemeinsamen Areal errichtet, den Bürgern nicht auch gemeinsam vorgestellt und präsentiert werden. So hat der Betrachter überhaupt keine Möglichkeit, einen Gesamteindruck über die zukünftige Ecklösung zu erhalten. Auf jeden Fall sieht es aber so aus, als würde in nächster Zeit eine der letzten grünen Ecken des Neuen Marktes verschwinden. Dann wird sich unseren Gästen und Urlaubern dort nur noch eine schmucklose Betonwüste präsentieren. Und sollte das neue Theater tatsächlich am Bussebart gebaut werden, ist dort die nächste Grünfläche fällig und wird dem Beton geopfert. Folgen werden die Grünflächen hinter dem Bahnhof, wo ein Sportzentrum sowie ein Parkhaus entstehen sollen und gegenüber auf dem Groten Pohl wird weiteres Grünland zubetoniert. Schritt für Schritt verschwinden so immer mehr Grünflächen aus der Innenstadt und übrig bleiben der »blanke« Kanonsberg, der Lindenpark, der umgestaltete und beschnittene Rosengarten und die übersichtlich angelegten Wallanlagen.
Ist es das, was wir wollen? Eine aufgeblasene Betonstadt – unser Klein-Manhattan? Wie ist das eigentlich mit dem Umwelt-und Freiraumkonzept und dem Landschaftsplan der Hanse- und Universitätsstadt Rostock zu vereinbaren? Eine grüne Stadt am Meer, das wollten wir doch immer sein, aber wenn ich mir diese Entwicklung so anschaue, dann suche ich vergeblich unsere »Smile City«.