Freiheit oder die Gefahr für die offene Gesellschaft: Wenn ich mir die Entwicklung der letzten Wochen anschaue, wird mir eines immer deutlicher: Es geht längst nicht mehr um die Frage, ob impfen hilft oder nicht. Die Frage steht vielmehr im Raum, ob hinter all dem nicht etwas ganz anderes steht: Mächte, die uns kontrollieren, die uns überwachen wollen. Skepsis gegenüber einem allmächtigen Staat im Dienste von ‚Eliten‘. So sehr Skepsis angebracht ist aufgrund unserer geschichtlichen Erfahrungen mit zwei Diktaturen, so sehr gilt auch der gegenteilige Aspekt: Wem dient ein Staat unter Generalverdacht? Waren die Argumente heutiger Staatsskeptiker nicht immer auch für jene Munition, die von Freiheit und Demokratie nie etwas hielten? Mir scheint, dass der Begriff Freiheit dringend einer begrifflichen Klärung bedarf. Wenn Freiheit unausgesprochen das Ausleben sämtlicher Antriebe ist und nichts und niemand uns daran hindern darf und soll, dann soll man das auch so klar sagen. Wenn Grundtugenden wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Respekt und Wahrheit nichts weiter sind als „die Verschleierung gewisser primärer Bedürfnisse“, dann hat das Konsequenzen, wie sie Eugen Drewermann beschreibt:
„ .. entweder man setzt am Menschen seine biologischen Antriebe als das Wesentliche und reduziert… sein Geistesleben auf die ‚Verschleierung‘ gewisser ‚primärer‘ Bedürfnisse…dann bleibt keine andere Hoffnung, als die… es möge eines Tages zur Lösung der Menschheitsfragen die gesamte… Therapie durch eine besondere Kenntnis von ‚besonderen chemischen Stoffen‘ ersetzt werden… die Selbstabschaffung der menschlichen Freiheit… fände dann ihre… Vollendung.“ (Drewermann, „Strukturen des Bösen“ III, S. XXIX)
Entweder Verschwörungsideologen meinen, wir sind längst in diesem ‚Zeitalter‘ der „besonderen chemischen Stoffe“. Dann ist ein Gespräch unmöglich. Die Wahrheit ist ja bekannt, worüber sollte noch geredet werden? Wem das zu weit geht, der muss sagen, wie er die offene Gesellschaft wirksam schützen will.