Aus den Medien prasselt es in vielerlei Zusammenhang auf uns ein: die Politik ist schuld, die Politik ist gefordert, die Politik hätte dies oder jenes tun sollen oder müssen, die Politik, die Politik und die Politik. Wenn irgendetwas schief läuft, gibt es die Politik, die dafür verantwortlich ist. Doch wer ist eigentlich damit gemeint? Wer ist die Politik? Die deutsche Sprache hat einen Überbegriff geschaffen. Anonym und auf jeden Politiker anwendbar, den man damit in Verbindung bringen möchte. Dabei gibt es im politischen Spektrum schon krasse Unterschiede. Niemand möchte derzeit AfD-Politiker mit Politikern anderer Parteien gemeinsam in einen Topf werfen. Doch! Alle machen sie Politik. Sie gehören also alle zur »Politik«. Es ist mir unverständlich, warum insbesondere die Medien den Begriff »die Politik« so favorisierten. Warum scheut man sich, die Verantwortlichkeiten eindeutig zu benennen? Für die und die Maßnahme ist der und der verantwortlich. Eine Ministerentscheidung verantwortet die Regierung, also muss nicht die Politik es richten, sondern die Regierenden. Das sind die Politiker, die wir alle kennen. Politiker, die wir vielleicht sogar gewählt haben. Also ist der Begriff »die Politik« völlig unnötig. Wir könnten ganz klar sagen, der und der hat es entschieden und der muss es verantworten. Das wird aber nicht gemacht! Es wird weiterhin und zunehmend von »der Politik« gesprochen. Zu Zeiten der DDR sprach man von den »objektiven Schwierigkeiten«, weil man sich scheute die Verantwortlichen direkt zu benennen. Sollten solche Bedenken auch ein Grund sein, wieso der Begriff »die Politik« so einen Boom erfährt?