Es hatte sich offensichtlich herumgesprochen, dass der freundliche, höfliche Paul Z., ein Angestellter bei einem Lieferservice, 30 Jahre alt würde. So hatten die vielen dankbaren Kunden das Bedürfnis, diesem jungen, aufmerksamen Mann ganz herzlich zu gratulieren. Man merkte es einigen Briefen an, dass sie mit ungelenkiger Hand geschrieben waren, aber gerade das machte sie so wertvoll für Paul.
Die 96-jährige Anna F. brachte zum Ausdruck, dass sie so einen einfühlsamen jungen Menschen noch nicht kennengelernt hätte. Das vorige Mal hatte Paul ihr gesagt, dass sie ihn sehr an seine verstorbene Oma erinnere, die auch trotz fortgeschrittenen Alters viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres legte und sich gern gut und geschmackvoll kleidete. Dieses Kompliment tat Frau Anna gut.
Paul war auch nicht entgangen, dass vor dem Hauseingang der Elfriede S. zwei in herrlichen Herbstfarben leuchtende Chrysanthementöpfe standen, die sie ausgewählt und besorgt hatte. Bei der Nachbarin vergaß Paul nicht, sich danach zu erkundigen, wie ihr die Tablettenumstellung, von der das letzte Mal die Rede war, bekommen wäre.
Anna kann nur immer wieder staunen, wie aufmerksam Paul ist und jede Bemerkung und Äußerung mit Interesse wahrnimmt. Dabei sind es ja nur wenige Minuten, die er erübrigen kann, denn sein Tourenplan duldet keine längeren Gespräche und Pausen.
Vor einiger Zeit hätte er sich für einen etwas besser bezahlten Arbeitsplatz bewerben können. Der tägliche Anfahrtsweg wäre jedoch länger gewesen. Auch einige Bedingungen hätten ihm nicht so zugesagt. Eine ausschlaggebende Rolle spielte aber sicher seine Beliebtheit, die Achtung und Anerkennung, die er sich hier erarbeitet hatte. Die Senioren würden es sehr bedauern, wenn Paul nicht mehr zu ihnen käme.
Alle Briefe, die er zu seinem Geburtstag bekommen hat, werden zusammen mit den Zeichnungen seiner vierjährigen Tochter fein säuberlich in einer Mappe aufbewahrt – das schönste Geburtstagsgeschenk!