„Generationen von Forstleuten haben unsere Wälder geprägt“ – unter dieses Motto stellte Diplomforstingenieur und Forstmeister i.R. Peter Krüger aus Niepars seinen Vortrag zum Thema „200 Jahre Forstwirtschaft in der Region Stralsund“. Der Wald als natürliche Vegetationsform der Landschaft ist für die Entwicklung der Menschen lebenswichtig, litt aber im Mittelalter durch die Rodung großer Flächen zwecks Gewinnung von Acker- und Weideland. Vor allem der 30-jährige Krieg verwüstete viele Wälder. Hinzu kam, dass Vorpommern durch seine Zugehörigkeit zu Schweden immens viel Eichenholz für den Schiffbau des Königreiches liefern musste (nach 1729, dann 1786 und 1794). Auch die französische Besatzungsmacht 1811-1813 übte großen Frevel am Waldbestand. Nach dem Wiener Kongress zu Preußen gehörend, gab es für die Forstbeamten viel zu tun. Für die Entwicklung der Forstwirtschaft in unserer Region machte sich der Königliche Oberforstmeister Heinrich Ludwig Smalian (1785-1848), der in Stralsund bis zu seinem Tod seinen Dienstsitz hatte, ganz besonders verdient. 1827 wurde ihm die Leitung der Forstverwaltung im damaligen Regierungsbezirk Stralsund (das Territorium zwischen Ostsee, Recknitz, Trebel und Peene) übertragen. Dazu gehörten die Forstreviere Darß, Schuenhagen, Abtshagen, Poggendorf, Buddenhagen (Jägerhof) und Werder sowie die Forstverwaltung Universitätsforst Greifswald und die Stadtforsten Greifswald, Barth und Stralsund. Zu seinen bedeutendsten Arbeitsergebnissen gehören die genaue Vermessung des preußischen Waldbesitzes in Vorpommern, die zweckmäßige Einteilung und der traditionelle Aufschluss der Wälder, die Ermittlung der Holzvorräte und die schwierige Erstaufforstung der Schaabe auf Rügen mit Kiefern und Eichen, für Küstenschutz und Erholung unverzichtbar. Aus seinen Messergebnissen konnte er die jährlich mögliche Nutzung, den Hiebsatz nach Kubikfuss und Taler, d.h. nach Menge und Wert, ermitteln, und das differenziert nach Hoch-, Mittel- und Niederwald. Ihm zu Ehren wurde beim Forstamtsgebäude Schuenhagen am 22. April 1999 ein Gedenkstein gesetzt und am 21. April 2016 in Anwesenheit von OB Dr. A. Badrow in der Brunnenaue ebenfalls ein Gedenkstein enthüllt und eine Winterlinde (Baum des Jahres 2016) gepflanzt. Einer seiner drei Söhne, Otto Heinrich Smalian, wurde 1827 in Stralsund geboren und arbeitete als Königlicher Oberförster in Zerrin (heute Pyszno, Wojewodschaft Pommern). Durch die Bodenreform entstanden auch im Wald neue Besitzverhältnisse – bäuerliche Waldgemeinschaften. Die staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe in der DDR waren ein sehr geachteter Wirtschaftszweig, und so gehörte der Wald in Ostdeutschland zum Tafelsilber nach der Wende. Der Referent ließ seinen Vortrag mit den folgenden Worten ausklingen, die sehr nachdenklich machen sollten: „ Zu fällen einen starken Baum braucht´s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkt das, ein Jahrhundert.“ Die Anwesenden dankten ihm mit herzlichem Beifall.
Wolfgang Mengel, Seniorenakademie Stralsund