Aus und über Stralsunder Zeitungen
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Was aus bekannten Gründen am 29.10.2019 und auch ein Jahr später nicht erfolgen konnte, holte Dr. Hacker am 19.10.2021 vor 50 versammelten Interessenten nach.
Das Wort „Zeitung“ bedeutet ursprünglich „beliebige Nachricht“, um 1300 als „zidunge“ (mittelniederdeutsch). Am 15. Januar 1609 erschien in Wolfenbüttel die erste wöchentlich aufgelegte deutschsprachige „Aviso Relation oder Zeitung“. 1650 wurde in Leipzig die erste Tageszeitung der Welt herausgegeben. Die älteste noch erscheinende Tageszeitung auf unserem Globus, das „Wiener Diarium“, startete am 18. August 1703. Im Oktober 2011 gab es allein in Deutschland 369 Tages- und 21 Wochenzeitungen, erstere mit einer täglichen Auflage von 27,376 Mio. Exemplaren, davon 18 Mio. im Abo. Die erste Ausgabe der ältesten Stralsunder Zeitung ist mit dem 3. Januar 1687 datiert. Das Zeitungswesen in unserer Stadt wurde seit 1760 vor allem von der Familie Struck geprägt (siehe Tafel Mönchstraße 12). Seit 1772 erschien die „Stralsundische Zeitung“ durchgängig bis 1934, damit war sie die am längsten erscheinende Tageszeitung Pommerns. Sie ist damit eine sehr wichtige Quelle der Stadtgeschichte. Am 30. Mai 1809 berichtet sie über das Einrücken der Schillschen Truppen. Am 28. Oktober 1815 ist zu lesen, dass mit der Übergabe Schwedisch Pommerns und der Insel Rügen an Preußen die Vereinbarungen des Wiener Kongresses erfüllt wurden. Am 18. Mai 1870 wird über die Stralsunder Friedensfeier anlässlich des 500. Jahrestages des Stralsunder Friedens berichtet. Am 20. Februar 1911 hoffte man sehr optimistisch auf den Baubeginn der Rügendammbrücke. Am 3. und 5. Juni 1912 werden die Leser über die Kirchweihe und weitere Baumaßnahmen in der Provinzial-Heilanstalt an der Rostocker Chaussee (heute Krankenhaus West) informiert. Am 1. Juli 1913 erfahren die Stralsunder über das Einrammen von ca. 800 Pfählen für den Theaterneubau. Am 22. Dezember 1913 berichtet die Zeitung, dass in der Aula des Lyzeums (heute Hansa-Gymnasium) die Einweihung des neuen Schulhauses stattfindet. Am 17. Januar 1921 ist zu lesen: „Der Klimaumschwung von 1920, der sich in unserem Küstengebiet während des verflossenen Jahres auffallend geltend machte, läßt sich nun im Rückblick mit dem normalen Ablauf der Witterungserscheinungen in allgemeinen Vergleich setzen, wodurch die abweichenden Witterungs- und Klimafaktoren noch auffälliger hervortreten.“
Nur so viel zum derzeitigen Klimahyp! Das nur als kleiner Einblick in die Funktion der Zeitung als historische Quelle.
Alle Teilnehmer dankten Dr. Hacker herzlich für seine sehr interessanten Ausführungen, die sich mit einem weiteren Bericht durchaus noch fortsetzen ließen.
Wolfgang Mengel, Seniorenakademie