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< Zurück zur Übersicht»Das können Sie doch so nicht sagen …«
Mein Gegenüber war sichtlich verwundert, als ich mich wieder einmal sehr kritisch über die derzeitigen Verhältnisse hier in unserem Land geäußert habe. Meine Antwort, eine Gegenfrage: »Warum denn nicht?« Antwort: »Sie sind doch Christ!« Manchmal denke ich, dass die Vorstellung von einem christlichen Menschen mit einem Bundfaltenrock oder einem karierten Hemd mit Cordhose einhergeht. Nein, Christen lesen auch Zeitungen und können auch zwischen den Zeilen lesen, dürfen sich auch politisch und kommunal arrangieren und äußern! Christen sind nicht Menschen, die immer lächelnd durch die Gegend laufen und die andere Wange hinhalten, wenn sie geschlagen werden. Nein, Jesus Christus sagt ganz klar: »Wir sollen alles genau prüfen und das Gute behalten!« (soweit die Jahreslosung für das Jahr 2025 aus der Bibel 1. Thessalonicher 5,12) Leider kann ich beim Prüfen zurzeit tatsächlich nicht mehr viel Gutes im Land entdecken. Eine grüne Politikerin aus der Schweiz schießt aus Spaß an der Freude mehrfach auf ein Christusbild mit Mutter Maria und brüstet sich damit im Internet und outet sich als Muslime. Ich überlege mir, wenn das ein Christ tun würde und auf Mohammed schießen würde wäre er wahrscheinlich hierzulande ein Nazi. Unsere Politiker haben derzeit den Hang zur Realität leider gänzlich verloren. Wenn ich von CDU-Politiker Reden höre, frage ich mich, was tatsächlich das "C" bei ihrem Parteinamen noch zu suchen hat. Unsere Politik ignoriert einfach den Großteil des Volkes und dessen Wünsche. Das entnehme ich fast allen Leserbriefen des BLITZ aus den vergangenen Wochen. Sehr gut, zum Beispiel finde ich vom 1. September den Leserbrief von Dr. Seidlein. Überall Angst und Zukunftsängste, das erlebe ich sogar bei älteren Menschen in der Klinikseelsorge. Gastfreundschaft ist immer wieder dieses Thema. Gastfreundschaft ist zweifelsohne auch ein biblisches Thema und ich bin ein absoluter Befürworter, dass jeder Hilfe bekommen soll, der sie braucht. Nur Gastfreundschaft ist auch eine Gegenseitigkeit und ich benehme mich als Gast und weder dränge ich meinen Gastgeber meinen Glauben auf noch werde ich gewalttätig, wenn zum Beispiel ich ein anderes Verständnis über Frauen in der Gesellschaft habe. Wir sollen unsere Nächsten lieben, wie uns selbst, sagt Jesus. Das heißt nicht zwangsläufig, dass ich mir alles machen lasse und mir meinen christlichen Glauben und meine Werte mit Füßen treten lasse. Christen haben die Pflicht, Ungerechtigkeiten beim Namen zu nennen und auch deutlich ihre Meinung zu vertreten, ohne gleich als Querulant oder noch Schlimmeres bezeichnet zu werden. »Das können Sie so doch nicht sagen …«, doch das dürfen wir Christen und das müssen wir Christen, denn es ist unsere Aufgabe, denn Jesus sagt auch: »Wer nicht für mich ist, ist gegen mich« (in Matthäus 12) Toleranz hat Grenzen in einem christlichen Abendland!
Diakon Titus Schlagowsky,, Graal-Müritz, 12.09.2024