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Deutschland - erinnere dich an Karthago

„Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.“ Diese mahnenden Worte schrieb Bertolt Brecht am 26. September 1951 in einem „Brief an die deutschen Künstler und Schriftsteller“. Inzwischen vergingen sieben Jahrzehnte und Bertolt Brechts Warnung hat immer noch seine Gültigkeit. Im vorigen Jahrhundert fanden zwei große Kriege statt. Neben Millionen Toten nach dem Ersten Weltkrieg verlor Deutschland rund 13 Prozent seines Territoriums (unter anderem Elsass-Lothringen, Posen und Westpreußen, Nordschleswig und Teile Oberschlesiens) an seine Nachbarn. Die territorialen Verluste brachten einen Bevölkerungsverlust von rund zehn Prozent mit sich. Trotz der Verluste war Deutschland noch so mächtig, bereits zwei Jahrzehnte später den Zweiten Weltkrieg anzuzetteln. Dieser zweite Krieg kostete weltweit etwa 70 Millionen Menschen das Leben, davon Deutschland etwa 7,7 Millionen. Hinzu kamen erhebliche territoriale Verluste. Gemessen an den Grenzen von 1937 verlor Deutschland 114.000 Quadratkilometer oder etwa 24 Prozent seines Staatsgebietes (Pommern, Schlesien, Ostpreußen, Ostbrandenburg). Trotz allem Leid war Deutschland noch bewohnbar. Inzwischen tobt seit Februar 2022 ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Statt weiter auf Diplomatie zu setzen, liefert Deutschland in Gehorsam gegenüber der USA Waffen, Waffen und nochmal Waffen. Wo bleiben unsere klugen diplomatischen Köpfe? Merkt unsere Regierung nicht, dass unser Staat bereits den Fuß in der Tür zum dritten Weltkrieg hat. Und nach einem dritten Weltkrieg würde Deutschland das Schicksal von Karthago erleiden.

Winfried Schwarzer, Rostock, 08.09.2024

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