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< Zurück zur ÜbersichtRostocks maritimes Erbe
Es steht mitten im Zentrum an einer der meist befahrenen Kreuzungen, ist ein maritimes Denkmal, gehört der Stadt und verfällt immer mehr. Die Rede ist vom ehemaligen Schifffahrtsmuseum am Steintor und immer, wenn ich dort entlang fahre, werde ich wütend, wenn ich das mit einem grünen Sicherheitsnetz versehene, vor sich hin blätternde Gebäude sehe. Es ist nicht nur ein Jammer, dass die Fassade dieses denkmalgeschützten maritimen Hauses so verfällt, nein, es ist eine Schande und einfach nur peinlich gegenüber den vielen Besuchern und Gästen, die jährlich hier Urlaub machen, dass eine Stadt wie Rostock nicht in der Lage ist, ihr maritimes Erbe zu bewahren und ausreichend zu schützen. Wir bauen ein pompöses Theater, ein Archäologisches Museum im Hafen, eine Warnowbrücke, deren Notwendigkeit noch immer von vielen Bürgern angezweifelt wird, einen opulenten Rathausanbau, alles Projekte, deren Bau zweistellige Millionenbeträge erfordert, aber gleichzeitig lassen wir unsere maritimen und geschichtsträchtigen Denkmäler über Jahre hin vergammeln, bis sie nicht mehr zu retten sind. Neulich bekam ich einen Artikel aus einer Tageszeitung vom Oktober 2023 in die Hände, mit der Überschrift: Rostocker Vereine beklagen: Stadt lässt maritimes Erbe verrotten. Ein Bild des Schifffahrtsmuseums zeigte mir, dass dieses grüne Sicherheitsnetz, das die Passanten vor herabfallendem Fassadenputz schützen soll, jetzt schon seit mehr als einem Jahr die Optik dieses stolzen Gebäudes verhunzt. Wie zu lesen ist, versprach die Oberbürgermeisterin bereits damals, eine Lösung zu finden, aber passiert ist nach 1 Jahr – nichts. Ich finde, es ist ein Armutszeugnis, das sich die Stadt ausstellt. Vor mehr als 17 Jahren wurde dieses Gebäude zur Bewirtschaftung in die Hände des Vereins »Societät Rostock maritim« gegeben, weil das notwendige Geld für eine Sanierung fehlte. Inzwischen sind Jahre vergangen. Es wurden laufende Investitionen getätigt und neue, millionenschwere Projekte aufgelegt, aber Geld zum Erhalt von Altsubstanz und dieses Denkmals gab es nicht. Jeder kleine Ferienort weiß, wie man um Besucher und Urlauber wirbt. Aber wir leisten uns verfallende Denkmäler, fehlende Parkplätze und hunderte von Baustellen in der Urlaubszeit und glauben, die Urlauber werden schon wiederkommen. Ich bin gespannt, wann die Oberbürgermeisterin ihr Versprechen einlöst. Aber vielleicht wird der Verfall ja billigend in Kauf genommen, denn anders kann man sich die jahrelange Verschleppung der Sanierung nicht erklären. Dann wird vielleicht das grüne Netz noch viele Jahre die Fassade des Hauses zieren, bis die Bausubstanz so verfallen ist, dass es reicht!
Anonym., rostock (Name dem Verlag bekannt), 06.09.2024