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Nun liegt sie also vor, die neue Kostenberechnung für den Neubau des Rostocker Volkstheaters am Bussebart. 208 Millionen Euro (208.000.000 Euro!) sollen es nun werden, wenn man den Verantwortlichen im Rathaus Glauben schenken darf. Darin nicht berücksichtigt: 8 Millionen für die Ausstattung des Gebäudes, und weitere Millionen für die Gestaltung der Außenflächen. Und genauso unerwähnt: Die Kostenberechnung der beauftragten Planer ergab eigentlich 243 Millionen Euro, die Büros wurden mit dieser Zahl aber intern „zurückgepfiffen“. Wie andernorts sollen also auch in Rostock erstmal geschönte Kostenschätzungen helfen, ein Projekt durchzusetzen. Frei nach dem Motto: „Sind die ersten 5 Millionen erstmal verbuddelt, kommt es auf die restlichen 300 Millionen auch nicht mehr an.“ Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. 250 Millionen Euro für ein Provinztheater, das seit Jahren am Rande der Wahrnehmbarkeit agiert. Und sicherlich 100 Millionen Euro zusätzliche Kostenrisiken, so wie es sie auch bei anderen Großprojekten gab. Riesige Summen, die letztlich alle Rostockerinnen und Rostocker aufzubringen haben – in Form von Steuern und Abgaben, aber auch in Form von maroden Straßen und Schulen, fehlenden Sozialwohnungen oder städtischen Schulden, die unsere Kinder abstottern müssen. Und deshalb sage ich: die finale Entscheidung über den Volkstheater-Neubau gehört in die Hände aller Rostockerinnen und Rostocker! Ein solcher Bürgerentscheid könnte problemlos und kostenneutral zusammen mit der Kommunal- und Europawahl im Juni 2024 abgehalten werden. Die Fragestellung wäre lokal und überschaubar, für die öffentliche Diskussion und Information wären noch acht Monate Zeit. So lange werden am Bussebart sowieso die Archäologen benötigen. Aber genau diejenigen, die sonst besonders laut von Demokratie und Bürgerbeteiligung sprechen, werden sicherlich Gründe finden, den Menschen unserer Stadt einen solchen Bürgerentscheid vorzuenthalten. Weil sie ein „Nein“ der Wählerinnen und Wähler zum Projekt für wahrscheinlich halten. Darüber hinweg zu gehen, bedeutet dann aber auch: einen 250 Millionen Euro teuren Volkstheater-Neubau gegen die (vermutete) Mehrheit der Rostockerinnen und Rostocker zu bauen. Das kann man natürlich tun. Dann darf man sich aber auch nicht beklagen, wenn viele Menschen selbsternannten politischen „Alternativen“ auf den Leim gehen.
Brigitte Knoop, Rostock, 18.09.2023