Leserbriefe lesen

Wer ist der Kriegstreiber?

Jede Medaille hat zwei Seiten. Dass es zur jetzigen Situation gekommen ist, hat eine lange Vorgeschichte. Schon Z. Brzczinski hat in seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ (ist das nicht schon ein anmaßender Titel?) die Bedeutung der Ukraine für Russland hervorgehoben und damit angedeutet, was ein Verlust dieses Staates für Russland bedeuten würde. Ein ganz wesentliches Ziel der US-Außenpolitik besteht u.a. darin, dass Deutschland und Russland niemals zusammenkommen, das wäre der wirtschaftliche Ruin der USA. Des Weiteren besteht die geostrategische Zielsetzung darin, Zutritt zu Russlands Ressourcen zu bekommen. Natürlich lässt sich Russland nicht kolonialisieren. So hat der Westen den Krieg gegen Russland ins Visier gefasst. Und da die Ukraine die ganz empfindliche Stelle ist, wurde sie seit Jahren vom Westen dafür in Stellung gebracht. Da wurde der rechtmäßige Präsident Janukowitsch gestürzt, eine dem Westen gefällige Regierung installiert und das Land militärisch aufgerüstet, um es gegen Russland in Stellung zu bringen. Meine Haltung: Ich hasse jeden Krieg, egal von welcher Seite, das Menschenleid und –sterben ist furchtbar. Jedoch muss man auch hinter die Kulissen schauen. Die US-Außenpolitik setzt nur auf Destabilisierung und letztlich militärische Gewalt, über 800 militärische Stützpunkte weltweit bezeugen das. Wer hat sie dazu berechtigt, Weltmacht zu sein und der Welt ihren Sinn von Demokratie und Freiheit überzustülpen? Der italienische Philosoph und Diplomat N. Machiavelli (1469-1527) hat nach seinen historischen Studien, vor allem über Kriege, folgende Aussage getroffen: „Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Stifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt.“ Paradebeispiel aus der deutschen Geschichte: Die Manipulierung der Emser Depesche durch Bismarck führte 1870 zum Krieg Frankreichs gegen Deutschland. Bismarck wollte diesen Krieg, wollte jedoch nicht als Angreifer fungieren, sondern schob diese Rolle Napoleon III. zu und nötigte ihn damit zum Angriff. Im heutigen Fall ist es nicht anders: Greueltaten der EU- freundlichen neuen ukrainischen Regierung gegen die ethnische russische Bevölkerung, über die wir bei uns nie etwas erfuhren, nötigten Putin quasi zu diesem Schritt. So hatte der Westen seinen Krieg, den er haben wollte und den er auch nicht beenden will. Die Minsker Abkommen waren nur Hinhaltetaktik, um Zeit für die Aufrüstung der Ukraine zu haben (von Exkanzlerin Merkel zugegeben), und auch die Torpedierung des Abkommens Ende März/Anfang April ´22, das Selenskyi und Putin gemeinsam ausgehandelt haben, unterstreicht die westliche Linie, den Krieg nicht zu beenden, sondern fortzusetzen (bis zu welchem Ende?). Wie weit sind wir in Deutschland gekommen? Es ist schlimm, dass nach jetzigen Auffassungen der Sowjetarmee fast nur noch eine Nebenrolle beim Sieg über den Faschismus eingeräumt wird, obwohl sie einen riesigen Blutzoll geleistet hat. Diese Gedanken sind notwendig, um die derzeitige Lage einzuschätzen und die Gefahren, die damit verbunden sind.

Wolfgang Mengel, Stralsund, 14.07.2024

Hier können Sie Ihre Leserbriefe online aufgeben

Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, im Falle des Abdruckens in der Zeitung, Textpassagen zu kürzen oder nachträglich zu ändern.