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Ob die DDR ein Unrechtsstaat war, liegt offensichtlich im Auge des Betrachters und muss demzufolge auch von jedem einzeln betrachtet werden. Objektiv war die DDR ein völkerrechtlich anerkannter Staat mit eigener Verfassung und eigenem Rechtssystem. Wie in jedem Staat der Erde kam dieses Rechtssystem zur Anwendung, was sicher nicht jedem Bürger gefallen hat. Da der Marxismus-Leninismus die ideologische Grundlinie der führenden Partei war, kann man ihr nicht zum Vorwurf machen, dass sie bestrebt war, diese Ideologie überall zu verbreiten. Dass Andersdenkende damit Probleme hatten, ist unbestritten, und für sie ist deshalb die DDR ein Unrechtsstaat. Aber es gibt auch die vielen Millionen Menschen, die sozial sicher und zufrieden in diesem Staat gelebt haben und dessen Vorteile zu schätzen wussten. Wie wäre zu erklären, dass immer noch von vielen Dingen gesprochen wird, die besser waren und die heute unter anderem Namen wieder eingeführt werden, weil doch nicht alles schlecht war. Wer natürlich die DDR nur aus der Sicht fehlender Bananen oder langer Wartezeiten bei Autos beurteilt, ohne die Ursachen dafür zu kennen, der kann nicht zu einer objektiven Betrachtung gelangen.
Karl-Heinz Fehrmann, Schwerin, 24.07.2021