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In der Mitte dieses Jahres bliebe der Stadt Schwerin noch genug Zeit, um einen Gedenktag zur Shoah, der immer am 27. Januar stattfindet, für das Jahr 2024 vorzubereiten. In einer Kooperation der Stadt mit dem Land MV könnte man diesen Gedenktag so gestalten, wie es vorbildlich die Stadt Trier tat. Denn keineswegs darf es sich wiederholen, was am 27. Januar 2023 von der Bundesregierung in den Reden im Deutschen Bundestag eingeleitet wurde, diesen Gedenktag zu missbrauchen, um ein "wokes" Thema zu bedienen. Der Protest von jüdischer Seite war groß. Einen Geschichtsrevisionismus darf es nicht geben. Dieser Gedenktag muss bleiben, um an die Leiden der jüdischen Bevölkerung zu erinnern. Zurück zur Stadt Trier. Das Trierer Stadtarchiv hat zum 27. Januar in einem der Vorjahre Gedenktafeln erstellen lassen mit den Fotos, Namen und einer Kurzbiografie jener jüdischen Trierer Familien, die damals grausam ermordet wurden. Diese Tafeln wurden vor das Wahrzeichen der Stadt, die Porta Nigra, gestellt. Die Porta Nigra und Umgebung wurde völlig verdunkelt, sodass die Porta nicht sichtbar war, auch nicht die Gedenktafeln. In Zusammenarbeit der Stadt mit der Technischen Hochschule wurde es ermöglicht, dass Bürger ein Handy-Licht spenden konnten. Und so erleuchteten die gespendeten Lichter nach und nach die Porta Nigra und die Tafeln wurden sichtbar. Jeder, der ein Handy-Licht spendete, hat sodann eine Kurznachricht auf sein Smartphone erhalten, mit der Biografie jenes Menschen, für den sein Licht gespendet wurde. Ich könnte mir eine solche, sehr bewegende, Gedenkveranstaltung auch am Schloss Schwerin vorstellen. Es wäre möglich, das Schloss im Januar früh in völlige Dunkelheit zu tauchen und ich bin mir sicher, dass viele Bürger zum Schloss gehen würden, um es im Gedenken an die vielen Opfer zum Erleuchten zu bringen. Es müssten ja nicht unbedingt Handy-Lichter sein. Bürger könnten doch durch Knopfdruck Licht spenden, um das Schloss zu erhellen und Gedenktafeln sichtbar zu machen. Die Biografien einzelner Menschen könnte man an die Licht spendenden Bürger als Papierversion verteilen, um jedem Opfer individuell ein Gesicht zu geben und es aus der Anonymität und dem Vergessen herauszuholen. Es wäre ein würdevolles Gedenken am Schloss Schwerin am 27. Januar 2024.
Marion Sönnichsen, Schwerin, 20.06.2023