Archiv
< Zurück zur Übersicht17. Juni - wer sieht ihn wie?
17. Juni – wer sieht ihn wie? Diesmal war im Fernsehen ein Zeitzeuge, der 1953 13 Jahre alt war und zur Propaganda des Zeitgeistes sich in Position bringen konnte. So alt war ich damals auch und ich hatte ein Schlüsselerlebnis am Nachmittag in meiner Schule in Brüel. Ein Klassenkamerad, er kam aus einer Hamburger Familie, die ausgebombt war und erzählte: Sein Vater hat erlebt, dass auf der Werft in Wismar gestreikt wird und die Arbeiter das Horst-Wessel-Lied gesungen haben. Auch das zeigte, was da noch alles aus der Zeit der deutschen Welteroberer nach acht Jahren Richtungsänderung in den Köpfen der Volksaufständler vorhanden war. Übrigens die Hamburger Familienangehörigen wurden später anerkannte sozialistische Persönlichkeiten und die vier Kinder erwarben Hochschulabschlüsse. Natürlich mache ich mir über den Werdegang meiner Familie auch Gedanken, wenn die Aufständischen schon damals für Deutschland die kapitalistischen Verhältnisse zum Tragen gebracht hätten. Und die Strategie Adenauers: Mit den Sowjets ist keine Einheit zu machen, deshalb müssen wir die Sowjetzone befreien und die versklavten Völker Osteuropas. Meine beiden Geschwister und ich machten ihre Hoch- bzw. Universitätsabschlüsse in der DDR, trotzdem die finanzielle Lage, hervorgerufen durch Kriegsinvalidität meines Vaters, äußerst schwierig war. Das Erfahrene stärkt mich im Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Karl Scheffsky, Schwerin, 18.06.2023