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< Zurück zur ÜbersichtJournalismus im Krieg
Putins Angriff auf die Ukraine ist durch nichts zu entschuldigen. Nun sollte man erwarten, dass man objektiv und umfassend über diesen Krieg informiert wird. Ist dem so? „Nie wird so viel gelogen wie nach der Jagd, im Krieg und vor Wahlen“. Dieses alte, fälschlicherweise Otto von Bismarck zugeschriebene Zitat, ist auch im Ukraine-Krieg aktuell. Es gilt für viele unserer Medien. Allerdings fliegen plumpe Lügen in unserer heutigen Informations-Gesellschaft schnell auf. Also greift man zu dezenteren Methoden wie einseitige Berichterstattung nur im Sinne der Ukraine und das Verschweigen von Fakten, die dem gewünschten Ukrainebild schaden könnten. Ja, das, was völlig berechtigt den Russen angelastet wird, gibt es leider auch auf ukrainischer Seite. Der Beschuss von Ortschaften in den russisch besetzten Gebieten, auch mit deutschen Panzerhaubitzen, fordert viele zivile Opfer. UN-Berichte listeten auch ukrainische Kriegsverbrechen an russischen Gefangenen oder sogenannten „Kollaborateuren“ und Vergewaltigungen auf. Unsere Medien berichteten kaum darüber. Aber ungeprüft wurde und wird alles veröffentlicht, was von ukrainischer Seite und vom britischen Geheimdienst verbreitet wird. Keinerlei Stimme findet in unseren Medien die Bevölkerung der Ostukraine und der Krim, die es – ethisch und historisch bedingt - mehrheitlich zu Russland zieht. Von verantwortungsvollem Journalismus sollte man gründliche Recherchen vor Ort und eine wahrheitsgetreue, objektive, sachliche und von persönlichen Emotionen weitestgehend freie Berichterstattung erwarten. Davon sind wir zurzeit weit entfernt. Viele Journalisten haben ihre Unabhängigkeit verloren und produzieren am Schreibtisch das, was ihre Netzwerk-Führungen, die Medien-Inhaber oder ihre Redaktionen erwarten. Wer sich daran nicht hält, wird der Desinformation und der Propaganda für Russland beschuldigt. Kein Wunder also, dass die meisten Ukraine-Beiträge der regierungsoffiziellen Linie folgen. Das Volk soll für unsere Beteiligungspolitik bei der Stange gehalten werden, auch wenn der Konflikt dadurch weiter eskaliert und jeder von uns die wirtschaftlichen Folgen unserer Einmischung zu spüren bekommt. Journalistische Freiheit bleibt auf der Strecke und in der Öffentlichkeit wachsen die Zweifel, umfassend und wahrheitsgetreu über den Ukrainekrieg informiert zu werden.
Hans Steike, Markgrafenheide, 14.06.2023