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< Zurück zur ÜbersichtEin Wiedersehen in Moskau?
Es war fast ein bisschen bizarr, was sich am gestrigen Abend auf dem Schweriner Marienplatz abspielte. Eine kleine Gruppe selbsternannter ‚Friedensaktivisten‘ stand dort, verteilte Flyer und wollten mit den Passanten ins Gespräch kommen - gegen all die Kriegshysterie, die Waffenlobby der Konzerne. „Frieden schaffen ohne Waffen“ war auf den Plakaten ebenso zu lesen, wie die biblische Version „Frieden schaffen ohne Waffen.“ Als mich jemand ansprach hatte ich nur eine einzige Frage bzw. Bitte: „Packst Du Deine Sachen ein und wir beide, jetzt sofort, fahren mit all diesen Forderungen und Parolen nach Moskau und stellen uns dort auf den Roten Platz?" Er wollte noch etwas sagen, doch ich sagte nur: "Ich meine es ernst, jetzt, sofort. Auf nach Moskau!" Der ‚Dialog‘ endete abrupt. Es ist eben eine Sache, in Schwerin, Paderborn oder sonst irgendwo in einem demokratischen Land sich für den Frieden einzusetzen, weil demokratische Grundrechte ganz selbstverständlich in Anspruch genommen werden können. Und es ist eine andere Sache, dieselben Forderungen bei jenen vorbringen zu wollen, die den Frieden gebrochen haben. So sehr ich die Friedenssehnsucht teile, so sehr staune ich, wie selbst das Offensichtlichste verdrängt und verdreht werden kann: Es gäbe doch sofort Frieden, wenn Russland sofort die staatliche Souveränität der Ukraine anerkennen und seine Truppen sofort, auch von der Krim, abziehen würde. Würde die Ukraine sofort die Waffen niederlegen, gäbe es sie fortan nicht mehr. Der russische, imperiale Expansionsdrang, wie er erst jüngst von Medwedjew in aller Klarheit benannt wurde – er wird von den selbsternannten ‚Friedensaktivisten‘ einfach ignoriert. Er ist die Ursache des unprovozierten russischen Angriffskrieges. Und natürlich geht es auch diesen ‚Eigentümern der Produktionsmittel‘ um Profit und Expansion der Macht! In gesicherten, freien und demokratischen Verhältnissen lässt es sich leicht und vor allem ohne Gefahr über den Frieden philosophieren. Woanders leiden Menschen mitsamt der Umwelt unter schwersten Kriegsverbrechen. Warum geht man nicht dorthin mit seinen Forderungen? Das wäre echter Friedensdienst.
Rudolf Hubert, Schwerin, 08.06.2023