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< Zurück zur ÜbersichtPlädoyer für die offene Gesellschaft
Angesichts der Kriege und Ungerechtigkeiten auf dem Globus, angesichts der Lügen und Halbwahrheiten, die oft mit dem Anspruch unfehlbaren Wissens auftreten, fallen mir nur (noch) zwei Gedanken ein. „Lügen können Kriege in Bewegung setzen, Wahrheiten hingegen können ganzen Armeen aufhalten.“ (Bismarck) Und aus China stammt die Weisheit: „Ein aufrichtiger Gedanke kann Himmel und Erde bewegen.“ Jenseits allen Kalküls muss es Hoffnung geben, um menschlich bleiben zu können. Das ist so einleuchtend, dass eine Leugnung dieser Einsicht jeden weiteren Gedanken, jedes Gespräch unmöglich macht. Hoffnung setzt Wahrheit voraus. Beide sind nie Besitz. Man kann nur an beiden teilhaben, was wiederum ihre Realität voraussetzt. Was Hoffnung ist, was sie begründet, worauf sie sich richtet – darum geht es im interreligiösen Dialog. Weil er nur offen geführt werden kann, setzt er die offene Gesellschaft voraus. Und wenn der Dialog offen geführt wird, bringt er gleichzeitig die offene Gesellschaft voran.
Rudolf Hubert, Schwerin, 28.06.2022