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Gendern in Rostocker Amtsstuben

Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man sogar schmunzeln und zwar über einen Kommentar, der zum Thema »Gendern im Rostocker Rathaus« in einer Tageszeitung zu lesen war und der meine volle Zustimmung findet. Hier schrieb jemand: »Das ist Sprachverhunzung. Ich fühle mich in meiner Intelligenz beleidigt und in meiner Sprachästhetik verletzt. Denn: Es ist schlichtweg falsch!« Und genauso sehe ich das auch. Und da muss man nicht erklären, weshalb man es trotzdem tut und dass Gendern doch eigentlich eine Art Inklusion ist, die Sichtbarmachung von Menschen, deren Teilhabe und Mitbestimmung in der Gesellschaft … Nein, Gendern ist grammatikalisch falsch und nicht im Einklang mit unserer deutschen Rechtschreibung. Hier sind Vorschriften und Regeln für die allgemeine Kommunikation verbindlich festgelegt. Nach diesem Regelwerk wird in Schulen und Bildungseinrichtungen bewertet, ob etwas richtig oder falsch formuliert oder geschrieben ist. Und das ist auch gut so und wichtig! Wie sollen sonst unsere Kinder die deutsche Sprache vernünftig lernen und verstehen, wenn sich niemand mehr an die festgelegten Regeln hält? Gendern hat weder Sinn noch Nutzen, macht die deutsche Sprache nur unnötig kompliziert und ist dazu noch falsch in seiner Anwendung. Deshalb haben auch viele Bundesländer davon Abstand genommen. Dass ausgerechnet Rostock sich für das Gendern in den Amtsstuben der Stadt entschieden hat, obwohl ein Großteil der Einwohner das überhaupt nicht möchte, wundert mich sehr. Wie dies in der täglichen Arbeit umgesetzt werden soll, wird auf jeden Fall spannend! Sind nun Rentner/Rentnerinnen zukünftig »Rentenempfangende« und das Servicepersonal in Restaurants statt Kellner/Kellnerin »Bedienende«? Ein Kapitän oder eine Kapitänin, die mehrere Jahre für ihr Patent A4 oder A6 und ihre Berufsbezeichnung studiert haben, werden sich bedanken, wenn sie zukünftig als »Schiffsführende« bezeichnet werden. Auch ein Arzt oder eine Ärztin werden mit Sicherheit Wert darauf legen, dass man sie auch weiterhin so nennt und nicht »heilende Hände«. Bei vielen anderen Berufen wird es ähnlich sein. Ich habe versucht, mir diesen »Leitfaden für gendersensible und wertschätzende Kommunikation« einmal anzuschauen. Leider war er nicht abrufbar. Ansonsten empfinde ich die Einführung des Genderns in der Stadtverwaltung der Hanse- und Universitätsstadt als völlig unnötig und ich wundere mich, dass hier Leute wochenlang damit beschäftigt waren, einen derartigen Leitfaden auszuarbeiten. In unserer Gesellschaft gibt es Anreden für Männer, Frauen und Divers. Hierunter versammeln sich die verschiedensten Menschengruppen: die Dicken und Dünnen, die Kleinen und Großen, die Gesunden und Kranken, Roten und Blauen, die Intelligenten und die weniger, die mit und ohne, auch die dazwischen oder anders. Damit kann man individuell alle Menschen persönlich ansprechen und ihnen Respekt zeigen. Ansonsten aber erwarte ich, dass im öffentlichen und amtlichen Schriftverkehr und in der Kommunikation, diese der aktuellen deutschen Rechtschreibung entsprechen. Dazu ist sie da! Wo kommen wir hin, wenn jeder den anderen Mitbürgern seine Besonderheit aufdrängt, obwohl es überhaupt nicht nötig ist, weil sich ohnehin keiner daran stört? So etwas wird erst zur Last, wenn der Drang nach Aufmerksamkeit so groß wird, dass er anderen auf die Nerven geht. Es wird höchste Zeit, dass wir wieder zur Normalität zurückkehren.  

Anonym., Rostock (Name dem Verlag bekannt), 23.05.2024

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