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Weltgeschichte

Antwort auf den Leserbrief "Es wird immer offensichtlicher" vom 14.05.2023

Es liegt mir fern, Herrn Fuß bei seiner historischen Einordnung der Weltgeschichte zu nahe zu treten, doch wird in seinem Geschichtsbild deutlich, welcher Quellen er sich dabei (einseitig) bedient. Und, es ist wie bei den meisten Kommentaren, denen wir uns derzeit ausgesetzt sehe­n, falls wir uns nicht abseits von »heute« und »tagesschau« zu bedienen vermögen, die »Zeitrechnung« des Ukraine-Konfliktes beginnt am 22. Februar 2022. In der Logik der Geschehnisse liegt dann schließlich auch die Schlussfolgerung, man müsste alles Russische aus dem eigenen Weltbild tilgen und den »russischen Angriffskrieg« unein­geschränkt verurteilen. Es wäre ein Leichtes, jedes einzelne »Argument« von Herrn Fuß haarklein zu zerlegen, doch die Redakteure des BLITZ hätten dann kaum noch Raum für die unzähligen anderen, nicht weit von der gegenwärtigen (verfehlten) Sanktionspolitik des Westens gegenüber Russland (und der halben Welt) entfernten Themen ihrer Leser. Deshalb sei es mir an dieser Stelle erlaubt, auf Quellen und deren Autoren zu verweisen, die ohne weiteres in unserer digitalen vernetzten Welt ihren Platz haben (sollten): Der »Anti-Spiegel« von Thomas Röper, »Notizen vom Ende der unipolaren Welt« von Mathias Bröckers, »NachDenkSeiten – für alle, die sich noch eigene Gedanken machen«, herausgegeben von Albrecht Müller, und die »Eiszeit: Wie Russland dämonisiert wird und warum das so gefährlich ist« von Prof. Dr. Gabriele Krone-Schmalz (bereits im Januar 2018 erschienen). Während man an »höchster Stelle« gerade dabei ist, Geschichte umzuschreiben, geopolitische Interessen mit einer neuen »wertebasierten Weltordnung« durchzusetzen, bisherige »Abhängigkeiten«, mit denen wir sehr gut gelebt haben, durch neue, fremdgesteuerte zu ersetzen, werden Demagogie und Propaganda zu den wichtigsten Mitteln in diesem Krieg in Europa. Es gibt nicht nur »Richtig« oder »Falsch«, »Schwarz« oder »Weiß«, »Gut« oder »Böse« – diese Kategorien haben sich spätestens zu Zeiten des Kalten Krieges überlebt und »Grautöne« in den Fokus treten lassen. Diese zu erkennen, scheint mehr denn je notwendig und sinnvoll, wollen wir die sich entwickelnde multipolare Welt richtig verstehen und die Textbausteine des Mainstreams, kritisch hinterfragt, einordnen. Wie man bei der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, vertreten durch den Bundesminister der Verteidigung, in einem Arbeitspapier vom Mai 2015 über »Die Mär von der multipolaren Weltordnung: Hegemonie in der Sicherheitspolitik des 21. Jahrhunderts« denkt, verrät uns das Internet, was nicht gleichbedeutend für ein »Modewort« gehalten werden muss und weniger die realen geostrategischen Machtverhältnisse der Gegenwart reflektiert.

Dr. Helmut Hochmuth , , 26.05.2023

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