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< Zurück zur ÜbersichtMaßvolle Politik gefordert
In Zusammenhang mit den kürzlichen harten Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas mit bedauernswerten Opfern auf beiden Seiten ist dem deutschen Außenminister eine positive Vermittlung gelungen. Er mahnte an, dass die Bereitschaft zum Zuhören wachsen muss. Welch weise Worte! Ich vermisse sie nur in der Politik gegenüber Russland, da ist von Seiten des Westens nichts zu hören. Im Gegenteil! Waren früher deutsche Spitzendiplomaten auf Grund ihrer Professionalität und Weltsicht geachtet, sehen die heutigen die Außenwelt nur durch die Brille liberaler Werte. Und wer diesen Werten nicht nachkommt, wird endlos negativ angeprangert, besonders sog. autoritär geführte Staaten. Ist es angebracht, dass Deutschland 76 Jahre nach Kriegsende (die damalige SU hatte 27 Mio. Tote zu beklagen) den Russen oberlehrerhaft vorschreiben will, wie sie zu leben haben? Es ist ein großes Volk mit einer wunderbaren Kultur, das gemeinsam mit den anderen Völkern Europas sein Leben leben will. Nach der Wende haben die Russen (trotz der grausamen Kriegserfahrungen) sehr auf Deutschland und die Deutschen gehofft, weil sie sehr viel von ihnen gehalten haben. Jedoch Deutschlands Nibelungentreue zum Westen hat alles ins Negative gekehrt, obwohl die Russen Deutschland, der EU und auch der NATO mehrfach Angebote zu einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit gemacht haben. Von westlicher Seite wurde alles abgelehnt, und ein Zuhören zu den Problemen und Sichtweisen der russischen Seite gibt es für den deutschen Außenminister nicht. Hat Deutschland alles vergessen und stellt sich heute mit der NATO vor Russlands Grenzen? Die deutschen Spitzen sollten mal einen Blick in die Geschichte werfen um festzustellen, wie viele positive Gemeinsamkeiten über die Jahrhunderte beide Völker verbinden, und das betrifft nicht nur Katharina II. Wenn die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland nicht völlig vereisen sollen, und diese Gefahr besteht momentan sehr konkret (selbst nach der Bundestagswahl, wenn die Kanzlerschaft in grüne Richtung gehen sollte), ist schnellstens ein Umdenken erforderlich! Und dieser Appell geht ans Parlament, die Regierung und ganz besonders an den Außenminister! Lew Kopelew sagte einmal: „Toleranz verlangt nicht danach, Unstimmigkeiten und Widersprüche zu verschleiern. Im Gegenteil, sie fordert, die Unmöglichkeit eines umfassenden und einheitlichen Denkens anzuerkennen und darum fremde und gegensätzliche Ansichten ohne Hass und Feindschaft zur Kenntnis zu nehmen.“
Wolfgang Mengel, Stralsund, 25.05.2021