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< Zurück zur Übersicht1945: Berlin-Pankow
Manchmal ist mir, als hätten wir gestern im Keller gesessen, dessen Wände im Bombenhagel zittern und unsere Mütter – uns Kinder, beschützend an sich pressen. Doch dann – diese Totenstille ... »Entwarnung!!!« Keine »Bomber« in Sicht! Schnell raus – ins Sonnenlicht! So spazieren wir also zum »Schloss«, zur einst so beliebten »Konditorei«, die nun – ausgebombt – offensteht und erstarren vor dem Kuchenbuffet – weil ein toter sowjetischer Soldat, blutjung noch, vor uns liegt ... Meine Mutter weint, erklärt mir dann, sie musste an meinen Bruder und an die Mutter des Soldaten denken ... So denke auch ich an meinen Bruder, der gerade »18« geworden ist und meine Mutter mir offenbart: »Er ist nicht verreist. Auch er musste in den Krieg, als Soldat und gerät vielleicht auch, in sowjetische Gefangenschaft«, was für Jahre, auch geschah ... Doch – er gehörte zu den »Heimkehrern«, wie man sie nannte, kehrte zum Glück, aus diesem grausamen Krieg zurück! Millionen andere nicht! Nie wieder Krieg! Das wäre doch, ist es noch immer nicht, die Lehre aus der Geschicht‘ – auch, wie es in der DDR- »Nationalhymne« heißt, »damit nie mehr eine Mutter, ihren Sohn beweint« und überall in der Welt, nur noch »das Licht des Friedens scheint«.
Jutta Seidel-Flemming, Graal-Müritz, 18.05.2020