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Sehr geehrter Herr Niemann, Sie sprechen mir aus dem Herzen, so dass ich Ihnen auf diese Weise antworten möchte. Der Trumm auf dem Glatten Aal entspricht in seiner Erscheinung vielen anderen neuen Wohnkasernen, bei denen Rostock konsequent Mut zur Hässlichkeit beweist, zum Beispiel auf der Holzhalbinsel, am Gerberbruch, das Studinest am ohnehin bereits ästhetisch hoffnungslos verlorenen Vögenteich, Bauten in der östlichen Altstadt etc., Gebäude im seelenlosen Einheitsstil, die überall stehen könnten und denen nur eine Adresse von den dahinter aufragenden Kirchtürmen gegeben wird. Städtebauliche Planung betreibt heute keiner mehr. Was heute für wenige Investoren hochgeklotzt wird, wird in 30 Jahren als Bausünde betrachtet werden. Aber damit nicht genug. Selbst vom Gehlsdorfer Ufer aus kann man nur noch die Silhouette der einst stolzen und bedeutenden Hansestadt erahnen, ein Eindruck, der noch mehr verblassen wird, wenn die Brücke über die Warnow doch noch gebaut werden sollte, für mich überflüssig wie ein Kropf. Erschwerend kommen die Planungen im Stadtpark, die alten Befestigungsanlagen aus dem Dreißigjährigen Krieg wieder sichtbar zu machen, hinzu, was bedeutet, dass viel Grün weichen wird, von einigen »bedeutenden Bäumen« einmal abgesehen und selbst die kann man dann unter irgend einem Vorwand fällen, wenn es erst soweit ist, wie an der August-Bebel-Straße, wo gerade die nächste Mietskaserne gebaut wird. Einen vorsichtigen Eindruck des zu Erwartenden darf uns hier der Kanonsberg bieten. Meine Vorfreude hält sich jedenfalls in Grenzen. Schade. Rostock.
Anonym., Rostock (Name dem Verlag bekannt), 18.05.2020