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< Zurück zur ÜbersichtStadthafen bald nur noch Partymeile?
»Rostocks Stadthafen will City-Treffpunkt werden« so der Titel einer Dokumentation vom NDR am Freitag, 4. April 2025. Nicht der Hafen will das, der will Schiffe, sondern die Medien und Stadtpolitiker Rostocks. Was ist los in der ehemaligen Hafen- und Werftstadt Rostock? Da werden zwei Gastronomen durch die ganze Sendung geführt und bestenfalls mal einige maritime Bauaspekte der Hafenkante erwähnt. Das Wort »Schiff« fällt nicht ein einziges Mal. Selbst die »Stephan Jantzen«, mehrfach sichtbar, ist nicht eines Wortes wert. Wohin treibt uns diese Party-Kultur, wenn der Grund, der Hafen, auf der Strecke bleibt? Es gibt für unsere Erinnerungskultur keinen Platz mehr in dieser Gesellschaft. Da müsste es einen Aufschrei bei allen Seeleuten, Hafenarbeitern und Vereinen, einschließlich des Maritimen Rates in Rostock geben. Der Autor, selbst Hafenkind vom Mönchentor, hat als Schuljunge in den Ferien Saugrohre in den Getreideschiffen an den Silos geführt. Der Hafen, Schiffbau und Schifffahrt haben Rostock zur Stadt gemacht – alles andere ist untergeordnet. Die Relikte dieser mühsamen, aber erfolgreichen Zeit, wie die »Dresden« in Schmarl, die »Stephan Jantzen« im Stadthafen und die Neptunwerft mit seinem Kran, existieren noch. Andere, wie die bei August Neptun gebaute »Undine«, sind schon zur Renaturierung freigegeben. Zurück zum Filmbeitrag der Populärfilm Media GmbH (der Name spricht für sich). Immerhin wurde die Hanse Sail mit einem Satz, ohne Bilder erwähnt. Da ist also noch nicht alles vergessen. Macht uns das Hoffnung? Ich glaube eher nicht!
Jürgen Mathy, Seeleute Rostock e. V. , 10.04.2025