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< Zurück zur ÜbersichtDas große China und das kleine M/V
Auch Christoph Wunnicke ist in der Seniorenakademie 55 Plus Stralsund ein immer wieder sehr gern gesehener Gast. Diesmal beleuchtete er vor 52 Interessenten die Beziehungsgeschichte zwischen China und M/V. Die Kultur des Reiches der Mitte begann ca. 2000 v. Chr., dagegen ist unsere europäische Kultur noch sehr jung. Kenntnisse über China kamen bei uns über die „Chinoiserie“ (franz.: chinois=chinesisch) im späten 17. Jh. an und wurden im 18. Jh. populär, z.B. das Teehäuschen am Zierker See bei Neustrelitz oder auch in Ludwigslust und Bad Doberan. 1865 bereiste Schliemann China und Japan. Von 1898 – 1919 war Kiautschou Kolonie des Deutschen Kaiserreichs. Die „Boxer“ waren die Schutzmacht der chinesischen Landbesitzer. Ihr Kampf richtete sich dann mehr und mehr gegen die westliche Kolonialmacht, und während des Boxeraufstandes 1899 - 1901 waren auch Menschen aus M/V am Kampf gegen die Aufständischen beteiligt. Für die deutschen Kolonialisten wurde in Tsingtau (heute Qingdao= Hauptstadt Kiautschous) ein Mecklenburghaus gebaut. Missionsvereine für China gab es auch im Vorpommern. Gunther Plüschow (1886-1931), dessen Familie aus Mecklenburg stammte, belagerte als Flieger 1914/15 Tsingtau. Erich Paulun (1862-1909) war ein deutscher Marinearzt und gründete 1899 Kliniken in Wuhan und Shanghai. Man kennt ihn in China besser als in Pasewalk. Karl Wilhelm Ove Theodor Lindemann (1881-1965) baute den Import/Export mit China auf. Auch Kant (gest. 2016 in Neustrelitz) schickte eine Figur aus seinem Roman „Die Aula“ (Trullesand als Sinologe) für 7 Jahre ins Reich der Mitte. Zu DDR-Zeiten wurden tropenfähige Schiffe des Typs „Frieden-2“ dorthin geliefert. Die MVWerften als Unternehmensgruppe gehörten 2016-2022 zu Genting Hong Kong. Rostock hat seit 30 Jahren eine Städtepartnerschaft mit Dalian, einer Stadt im N/O des Landes. Und der Flughafen Parchim International wurde 2007 vom chinesischen Investor Pang gekauft, um aus ihm im Zusammenhang mit dem Neubau der Seidenstraße ein internationales Luftkreuz zu machen. Die Bedingungen sind eigentlich sehr günstig: Der Flughafen unterliegt nicht dem Nachtflugverbot und hat außerdem Mukran Port in der Nähe. Leider hat sich der Investor zurückgezogen und das Insolvenzverfahren stockt. Bleibt generell zu hoffen, dass China für unsere gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen offen bleibt! Die Anwesenden dankten dem Referenten mit herzlichem Beifall. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie
Wolfgang Mengel, Stralsund, 18.04.2023