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Hoch lebe der Flickenteppich! Vorweg: Ich bin ein Kriegsjahrgang, kam zwei Jahre vor Kriegsende auf diese Welt, nach der harten Nachkriegszeit wurde ich gelernter DDR-Bürger und komme vielleicht auch auf diesem Hintergrund mit der gegenwärtigen Situation ohne Klagen zurecht. Meine Meinung steht hier im Raum, ich will niemanden belehren oder überzeugen, ich lasse nur meinen Gedanken freien Lauf. Da hat die Kanzlerin mit den MP der Länder sich auf erste vage Schritte zu einer Lockerung geeinigt und es wurde eigentlich einheitliches Vorgehen auch seitens der Länderchefs angekündigt. Aber was soll der Bund, wenn wir Länder haben. Wurde der eine MP etwas gezügelt, prescht der nächste dafür vor, und so stellt jede/r scheinbar schon wieder nach Belieben an den Stellschrauben des gesellschaftlichen Lebens. Es entsteht die Frage, wozu brauchen wir noch einen Bund? Ich übertreibe jetzt: Nur für das Äußere, die sog. Verteidigung und die Verteilung der Finanzen? Der Flickenteppich wird wieder an vielen Beispielen sichtbar, am deutlichsten im Kultusbereich (liegt für mich als ehemaligem Lehrer nahe). Der ist ja die absolut „heilige Kuh“ der Länder, und wie „vielfältig“ hier die Gestaltungsmöglichkeiten sind, wird eindrucksvoll präsentiert. Da geht es um die Wiedereröffnung der Schulen, um die anstehenden Prüfungen, wo terminlich und inhaltlich alle möglichen Varianten ausgekostet werden, um die Gestaltung des Unterrichts, um die Ferien u.s.w. Und die Zeit der leeren Schulen ist scheinbar nicht genutzt worden, um die hygienischen Standards für den Neustart herzustellen. Wir haben 16 verschiedene Schulgesetze, warum das vereinfachen, wenn es partikular viel besser geht und vielen Eltern bei möglichen oder notwendigen Umzügen aufgrund der vor ihren Kindern stehenden großen Probleme häufig die Haare zu Berge stehen. Bedenken von Schulleitern, Lehrern, Schülern und Eltern werden meistens ignoriert mitunter von Ressortchefs, die auf Grund ihrer beruflichen Qualifikation von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, Hauptsache, das Parteibuch stimmt (das ist heute nicht anders als man es uns aus DDR-Zeiten vorgeworfen hat). Ich lebe schon seit 61 Jahren hier im Norden, habe mich, wie der Sachse sagt, hier „festgenuddelt“ und quasi meine zweite Heimat gefunden, in der ich sehr gern lebe. Aber ich habe die Befürchtung – z.Zt. wird gesagt: „Nach der Krise wird nichts mehr so sein wie vor der Krise“ – dass alles sehr schnell vergessen und schon jetzt wieder die Macht nach Belieben ausgelebt wird. Hier hat mein Gewöhnungsgen doch einige Defizite. Aber was soll´s, das ist eben der Gang der Dinge, und da dieses marktwirtschaftliche System und der Föderalismus mit allem, was damit zusammenhängt, so vergöttert werden, muss man wohl auf eine Änderung lange warten. Hoffentlich reicht der Optimismus für den Glauben an positive Veränderungen aus. Wolfgang Mengel, Stralsund
Wolfgang Mengel, Stralsund, 20.04.2020