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Ich bin ein betroffenes Kind aus DDR-Zeiten, welches diese Betreuungsform die ersten Jahre erleben musste. Ich gebe keinen Eltern die Schuld, die diese Betreuungsform wählen mussten, weil es keine andere Möglichkeit gab. Es muss aber bei den Lesebriefschreibern, die diese Betreuungsform so runterspielen, was in diesen Wochengrippen/ Kindergärten sich zu DDR-Zeiten zu getragen hat und nicht immer positiv, ein Gefühl auslösen, diese Betreuungsform so positiv zu rechtfertigen und unberücksichtigt zu lassen, dass es Kindern mit dieser Bertreuungsform nicht gut ging und Spuren bis heute hinterlassen haben. Ich kann mich nur an die negativen Seiten der Betreuungsform erinnern. Ich schlief nachts mit vielen Kindern in einem Schlafsaal, sich selbst überlassen. Es gab niemanden, der Händchen hielt, wenn ich mich einsam, traurig vielleicht verlassen fühlte. Hatte man nachts eingepinkelt, musste man morgens als Strafe solange im Bett bleiben, bis alle anderen Kinder fertig angezogen waren und wurde von den Erzieherinnen gedemütigt, wie eklig das doch sei und als Strafe ebenso lange auch die nassen Schlafsachen anbehalten musste. Ich war ja auch bis zur Einschulung, soweit ich mich erinnere in dieser Betreuungsform. War ich nachts laut, weil ich nicht schlafen konnte oder man hat erzählt, genau weiß ich es nicht mehr (man sagte mir aber, ich bin ungezogen), wurde ich eingesperrt in einem Krankenzimmer und es wurde abgeschlossen. Egal ob ich Durst hatte oder zur Toilette musste, die Tür war zu und es kam auch niemand, wenn ich laut weinte oder raus wollte und an der verschlossenen Tür klopfte und das bis zum nächsten Morgen. Essen musste immer aufgegessen werden, sonst drohte man gleich wieder, dass das alles der Weihnachtsmann sehen würde und man dann nichts geschenkt bekommt. Somit hatte ich immer Angst, wenn die Weihnachtszeit näher rückte. Für irgendetwas, was ich angestellt hatte, musste ich mich in jeder Gruppe vor allen Kindern und Erzieher entschuldigen. Dieses Trauma ist bis heute geblieben. Ich kann keine mündlichen Prüfungen ablegen oder vor Menschen sprechen. Das sind ja auch nur einige Details, an die ich mich erinnern kann. Bis heute belasten mich diese Erinnerungen aber. Jeder Betroffene der Betreuungsform aus DDR-Zeiten darf selber entscheiden, wie er die Betreuungsform aufarbeiten möchte. Zum einem unvoreingenommen die Ausstellung zu besuchen.
Anonym., Rostock (Name dem Verlag bekannt), 28.03.2023